MIDDLE MANAGEMENT OF HAPPINESS

  • Uraufführung, Koproduktion mit Theater Drachengasse
  • Bar&Co
  • 19. September – 1. Oktober 2022
    Di-Sa um 19:30 Uhr

Es gibt Schlimmeres, als nicht zu wissen, was die eigene Leistung ist und trotzdem gut zu verdienen.

Systemrelevanz, Bullshitjob und Inflation. Die Arbeitswelt scheint im Moment ungleicher und undurchsichtiger denn je. Während die einen das System am Laufen halten und andere versuchen, sich mit kreativem Multitasking durchzuschlagen, sitzen wieder andere ihre Zeit tot und warten auf fette Bonuszahlungen. Und das nicht nur bei Jobs mit Berufsbezeichnungen, bei denen selbst die Ausführenden nicht genau wissen, was sie eigentlich sind. Doch selbst ein Assistant Localization Manager, ein Special Project and Policy Support Officer oder ein Digital Product Project Manager würden trotz Boreout und Unzufriedenheit gerade jetzt auf finanzielle Absicherung nicht verzichten können.

Inspiriert von David Graebers Studie zum Phänomen der Bullshitjobs macht sich unsere groteske Büro-Arbeit auf die Suche nach Sinn und Unsinn der Arbeit. Ausgehend von der Portierloge durchdringt sie die fiktionale Firma Transparent Solutions und arbeitet sich hoch bis zum Mittleren Management. Das Chief Happiness Management hält seine Türen stets für alle offen und arbeitet beflissen an der Moral der Belegschaft. Aber die viel zitierte Hölle wird immer spürbarer, und bald kommen Zweifel auf, ob sich die Figuren nicht schon mittendrin befinden.

Textfassung, Regie: Katrin Hammerl
Dramaturgie: Anna Laner
Bühne, Kostüm: Elisabeth Vogetseder
Musik: Simon Dietersdorfer
Es spielen: Martin Hemmer, Dolores Winkler

Das Projekt wird gefördert von: Kulturabteilung des Magistrats der Stadt Wien, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport

Überflüssig, aber glücklich?

Eigentlich klingt es traumhaft: ein Job, der gut bezahlt ist, aber mit wenig Verantwortung und auch wenig (sinnvoller) Arbeit einhergeht. Dennoch zerbrechen viele an der Absurdität sogenannter Bullshit-Jobs in großen Firmen, die so überflüssig sind, dass es zu viel Aufwand wäre, sie zu eliminieren.

Basierend auf der Studie "Bullshit-Jobs" (2018) des 2020 verstorbenen Anarchisten und Kulturanthropologen David Graeber hat die österreichische Theatermacherin Katrin Hammerl recherchiert, Gespräche geführt und den Text "Middle Management of Happiness" geschrieben. Der Abend hatte nach mehreren lockdownbedingten Verschiebungen endlich Premiere. Martin Hemmer spielt mit komischer Verzweiflung brillant nicht nur den Portier der Firma Transparent Solutions, der langsam wahnsinnig wird und Stimmen aus den Belüftungsrohren (Bühne: Elisabeth Vogetseder) zu hören meint, sondern auch den Assistenten der gesamten mittleren Führungsebene. Eine Chief-Happiness-Managerin (Dolores Winkler), heute Freelancerin, früher selbst im Nine-to-five-Bullshit-Job gefangen, gibt Tipps zur Steigerung der Arbeitsmoral.

Der Abend ist hintergründig und witzig, Simon Dietersdorfers Sound verleiht ihm sogar etwas Unheimliches. Wer annähernd Büroerfahrung hat, wird reichlich Identifikationspotenzial vorfinden.

FALTER 39/22


Ironisches Stück über Sch…- Jobs

„Middle Management of Happiness – eine Büro-Arbeit“ im Theater Drachengasse (Wien) nimmt manch herrschende Trends aufs Korn.

Riesige Schläuche dominieren die halbe Bühne (Elisabeth Vogetseder). Ein hohes Podest in der Mitte. Hinter dem verschwindet Minuten vor der Aufführung der Schauspieler Martin Hemmer. Taucht mit Beginn dahinter auf. Äußerst geschäftig spielt er wichtige Telefonate mit der Herstellerfirma des Belüftungssystems. Ein Schaden ist aufgetaucht, der verursache, dass er Stimmen aus den Rohren höre.

Irgendwie entpuppt er sich als der Portier, der sich aber mächtig-wichtig fühlt. Eine toughe Frau (Dolores Winkler), die ankommt und sich als Expertin vorstellt, die einen wichtigen Termin in einer der mittleren Führungs-Etagen hat, lässt er waaaaarten und waaaaaaarten. Mit immer neuen Ausreden. Dabei ist ihre Aufgabe als Happiness-Managerin für das Unternehmen – ja sehr wichtig.

Die Dialoge der beiden samt den fiktiven Telefonaten pendeln zwischen Parodie auf häufig gehörte und auf allen möglichen Kanälen verbreiteten neu-deutschen Berufsbezeichnungen und Verkaufs-Angeboten diverser Seminare und fast absurden Ping-Pong-Sätzen. Mit vielen Stellen zum Schmunzeln und noch mehr zu heftigem Lachen.

„Middle Management of Happiness“ (Textfassung und Regie: Katrin Hammerl, inspiriert von David Graebers Sachbuch „Bullshit Jobs“; 2018) im Theater Drachengasse ist ein vergnüglicher Abend, bei dem einer/einem das Lachen dann im Halse stecken bleiben kann, wenn die Bühnen-Persiflage offensichtlicher Büro-Jobs die Basis des Einkommens, das alltägliche Arbeits-Leid ist. Und dennoch ist es sozusagen ein Jammern auf relativ hohem Niveau, denn die wirklich harten Jobs sind wohl jene, die nicht an der Grenze zur Sinnentleertheit, ja sogar systemrelevant sind und dennoch unterbewertet und noch unterbezahlter sind.

Die Wendung im kurzen Teil nach der Pause, die jedoch die Grundsituation nicht wirklich verändert, sei hier sicher nicht verraten.

KiJuKu - Kinder Jugend Kultur Und mehr, 28.09.2022


Saisonauftakt in der Drachengasse: Bullshit-Jobs und Blickwinkel

Mit "Middle Management of Happiness" läutet das Theater Drachengasse die neue Saison ein

"Ein Bullshit-Job ist eine Form der bezahlten Anstellung, die so vollkommen sinnlos, unnötig oder gefährlich ist, dass selbst derjenige, der sie ausführt, ihre Existenz nicht rechtfertigen kann (…)." Dieses Phänomen, beschrieben vom Anthropologen David Graebner, plagt auch die Protagonistin und den Protagonisten (Dolores Winkler und Martin Hemmer) in Middle Management of Happiness. In der Uraufführung im Theater Drachengasse begibt man sich auf die Suche nach dem (Un)Sinn grotesker Büroarbeit. Bullshit-Jobs vom Feinsten, sozusagen (Text und Regie: Katrin Hammerl).

Wenn Unternehmen Verspannungen lösen

Körperliche und die mentale Gesundheit sind in den letzten Jahren stärker in den Fokus gerückt. Doch wann widmen wir uns unserer Gesundheit. Warum Gesundheit nicht nur Privatsache ist, sondern schon am Arbeitsplatz beginnt.

In der Firma "Transparent Solutions" weiß niemand so genau, was eigentlich zu tun ist. Das Boreout, Antonym zum bekannten Burnout und zu Deutsch auch Unterstress-Syndrom genannt, breitet sich aus. Zum Problem scheint das aber erst zu werden, als eine Mitarbeiterin die Portiersloge betritt. Ob der Portier denn nicht für sie zuständig sei? Nein – Pakete tragen, die Zuckerlschale füllen, Anrufe koordinieren, den Platz besetzen. Alles andere falle nicht in seinen Aufgabenbereich. So entbrennt eine wahnwitzige Debatte über Moral, Macht und Manipulation.

Handlungsalternativen

Alles wird neu: Mit diesem Motto will man im Theater Drachengasse in die Saison starten. Mit Middle Management of Happiness als Auftakt steht der neue Spielplan "im Zeichen der Veränderung". Die insgesamt 13 Stücke erzählen von Menschen, die angesichts des derzeitigen Zustands ins Grübeln kommen. Sie alle suchen nach Handlungsalternativen für festgefahrene Konventionen. Neun Uraufführungen und eine österreichische Erstaufführung sollen neue Lösungsansätze für alte Probleme aufzeigen. Ein Augenmerk liegt auch diesmal wieder auf dem jungen Theater: Der Nachwuchswettbewerb mit dem Motto "Die gestohlene Zukunft" findet im Mai statt.

Der Standard, 28.9.2022


BULLSHIT JOBS: Krise ohne Erleuchtung

Saisoneröffnung im Theater Drachengasse.

Mit einem Pressegespräch und der ersten Premiere im intimen Bar&Co-Raum eröffnete nun das Theater Drachengasse seine Saison. Und stellte in "Middle Management of Happiness" gleich zwei Protagonisten ins Zentrum, die uns, dem Pressetext folgenden, "angesichts des Zustands der Welt und der Gesellschaft ins Grübeln geraten" lassen.

Ausgangspunkt ist David Graebers 2018 erschienener Bestseller "Bullshit Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit", in dem er radikale Ideen gegen die weitere Ausbreitung "sinnloser Jobs" entwickelt. Katrin Hammerl, Textfassung wie Regie, lässt davon ausgehend eine einstündige Beratungssitzung in der fiktiven Firma Transparent Solution ablaufen, in der eine Glücks-Konsulentin mit den hier Beschäftigten - vom Portier bis zum "Mittleren Management" - in von ihr entwickelten Analyse-Settings über den Sinn ihrer Arbeit ins Gespräch kommt.

Martin Hemmer als Effizienz vermeidender Portier und Bore-out-gefährdeter Assistent beweist Talent für Komik, wenn er mal brachialer, mal feiner alle Register zwischen Systemerhaltung und Systemverzweiflung zieht.

Dolores Winkler als Chief-Happiness-Beraterin weiß ihren therapeutischen Part mit samtweicher Stimme und perfekter Resilienz-Haltung durchzuziehen, ehe sie selbst über ihr Leben "vor der Krise" zu erzählen beginnt.

Die "Hölle Arbeitsplatz" - hier ist sie tiefschwarz mit silbernen, "sprechenden" Lüftungsrohrriesen - bleibt in dieser dramaturgisch gut gebauten, wenn auch da und dort zähen Komödie über Sinn und Unsinn des Büro-Alltags jedenfalls ausweglos.

Wiener Zeitung, 22.09.2022


Katrin Hammerl - Middle Management of Happiness - Theater Drachengasse

Am 19. September 2022 wurde mit der Uraufführung von "Middle Management of Happiness - Eine Büro-Arbeit" die neue Spielzeit im Theater in der Drachengasse eröffnet. Ausgangspunkt für das groteske Stück sind die so genannten "Bullshit Jobs", welche von dem Anthropologen David Graeber in einer Studie 2018 veröffentlicht wurden. Die Textfassung stammt von Katrin Hammerl, die auch gleichzeitig Regie führt. (…)

In "Middle Management of Happiness" wird auf eine absurde Art und Weise die Arbeitswelt dargestellt. Es sind die Bullshitjobs, die hier im Zentrum stehen. Dies wird sichtbar gemacht anhand des Portiers, welcher der auf Bühne von Martin Hemmer verkörpert wird, dessen Aufgabengebiet ziemlich sinnlos ist. Es ist ein Chief of Happiness, in Person von Dolores Winkler, der seine Einbildung durchbricht. Daraus ergeben sich Szenen, die uns zum Lachen und auch zum Nachdenken bringen. Am Schluss gibt es eine Feedback Runde zur vorangegangenen Stunde, um Stärken und Schwächen des jeweils anderen und sich selbst zu analysieren. So grotesk es hier wirkt, ist doch auch ein Stück Wahrheit wahrnehmbar. Alles in allem ist es sehr unterhaltsam und sehenswert.

kunstreflektor.at, 20.09.22


Spielplan Januar 2022