RING

  • von Sokola//Spreter//Lawall//Lex Hymer
  • Uraufführung
    Eine Koproduktion mit Theater Drachengasse
  • Theater Drachengasse
  • 28. April – 24. Mai 2025, Di–Sa um 20 Uhr,
    keine Vorstellung am 1. und 3. Mai 2025

Als Brünnhilde aus ihrem 100-jährigen Schlaf erwacht, kann ihr keiner so richtig erklären, was hier eigentlich los war. Die Weltesche hängt auf halb acht, die Götter haben ihre ewige Jugend verzockt, die natürlichen Ressourcen der Erde ausgebeutet und sich hoch verschuldet. Brünnhildes Vater Wotan ist die ganze Sache sichtlich unangenehm. Dabei wäre er doch so gerne klüger gewesen! Nur eins scheint klar in dieser Geschichte, die sich immer von neuem entspinnt: Wenn du in einer Höhle sitzt und es kommt ein Drache, dann zieh dein Schwert und stich verdammt nochmal zu!

Wie soll man leben in einer Welt, deren Zerfall nicht mehr aufzuhalten ist? Und wie kann man frei sein, wenn alles durch Weissagung und Legende vorherbestimmt scheint? In dieser Nibelungen-Bearbeitung begeben sich drei Rheintöchter auf Zukunftssuche.

RING ist nach POLAR im Jahr 2023 die nächste gemeinsame Arbeit von Sokola//Spreter//Lawall und Lex Hymer am Theater Drachengasse.

Text: Ivana Sokola, Jona Spreter
Regie: Pablo Lawall
Bühne, Kostüme: Lex Hymer
Es spielen: Nils Hausotte, Elisabeth Osterberger, Alicia Peckelsen

Dauer: 80 Minuten

Rechte bei Sokola//Spreter//Lawall

HÖRBEISPIEL

Ring, Ring – hallo, wer ist da?

Keine Sorge, man kann diese Aufführung auch genießen, ohne sich in der Welt der Richard-Wagner-Opern auszukennen. Das Team um Ivana Sokola und Jona Spreter (Text), Pablo Lawall (Regie) und das Ausstatterinnen-Trio Lex Hymer hat sich mit den Legenden um Wotan, Brünnhilde und die Nornen auseinandergesetzt und witzige, verträumte Szenen daraus extrahiert.

Die zweite Produktion des Trupps im Theater Drachengasse nach „Polar“ trägt den Titel „Ring“ (was ja auch lautmalerisch für ein Telefonläuten sein kann) und beginnt in Abwesenheit des Ensembles. Erst sind nur Texteinblendungen auf Minibildschirmen zu lesen, dann sehen wir die jungen Schauspielprofis Nils Hausotte und Alicia Peckelsen und ihre ältere, aber nicht minder fitte Kollegin Elisabeth Osterberger per Überwachungskamera in der Theatergarderobe. Sie sind die Rheintöchter, denen soeben das Rheingold gestohlen wurde.

Wie es dazu kam, zeigen die drei dann auf der mit Kies ausgelegten Bühne, in ausgefallenen Kostümen und stets bereit zu großem Drama. Anleihen nimmt die Inszenierung unter anderem an der zeitlosen Filmkomödie „Der Hofnarr“ („der Kelch mit dem Elch …“). Und wenn wir schon in der gleichnamigen Gasse wagnern, darf auch ein heldenhafter Drachenkampf nicht fehlen. Vergnüglich und gelungen.

FALTER: Woche 19/2025


Komprimierter „Ring“: Die Rheintöchter springen ins Klo
Witziger Wagner im Theater Drachengasse

Lorin Maazel komprimierte die 16 Stunden von Wagners „Ring des Nibelungen“ zum 70 Minuten währenden „Ring ohne Worte“. Das Kollektiv Sokola//Spreter//Lawall//Lex Hymer braucht für seine fast aus schließlich in Worte gefasste Version im Theater in der Drachengasse etwas länger. Diese hat indes durch ihre kluge, intelligent witzige Machart das Potenzial, auch jene zu überzeugen, die Wagner über alles schätzen.

Ivana Sokola und Jona Spreter schachteln Elemente aus Wagners „Ring“ flott ineinander und versetzen diese mit einer ordentlichen Portion Kapitalismuskritik. Liebevoll blicken sie auf Alberich, den Goldräuber.

Auch wenn manches auf einen ersten Blick willkürlich anmutet, ergibt alles Sinn. Am Anfang und am Ende agieren, wie im echten „Ring“, die Rheintöchter, lamentieren über den Verlust des Goldes, das ihnen geraubt wurde, und tauchen schließlich durch die Klomuschel ab. Prolog und Epilog werden auf zwei Mini-Bildschirmen in den kleinen Theatersaal übertragen.

Nils Hausotte, Elisabeth Osterberger, Alicia Peckelsen spielen mit Verve mehrere Rollen. Pablo Lawall (Regie) hat eine Hand für Personenführung. Das Faszinierendste ist die Ausstattung (Selma Lindgren, Ella Steinbach und Xandi Vogler). Famos sind die Riesen Fafner und Fasolt gestaltet. Der Clou ist ein wie für eine chinesische Oper gefertigter Drache, der Schumanns Lied „Auf dem Rhein“ vorträgt. Eine tolle Pointe, dass am Ende der „Götterdämmerung“ Händels „Lascia la spina“ aus dem Oratorium „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“ eingespielt wird. Zurecht viele Bravos.

KURIER, 30.04.25


Rheintöchter auf Zukunftssuche – im "Ring" in der Drachengasse

Das Berliner Theaterduo Ivana Sokola und Jona Spreter schiebt 16 Stunden Musik beiseite und den "Ring des Nibelungen" in verspielte neunzig Minuten

16 Stunden Musik, 34 handelnde Figuren, elf Pferde? Sicher nicht. Das Berliner Theaterduo Ivana Sokola und Jona Spreter tut auch gar nicht so, als hätte das Stück mit dem Titel Ring etwas mit Richard Wagner zu tun. Auf den Namen des deutschen Komponisten kann man getrost verzichten, wenn sich drei Rheintöchter (Nils Hausotte, Elisabeth Osterberger, Alicia Peckelsen) nach dem Golddiebstahl direkt von der Theatergarderobe im Off auf die Suche nach ihrer Zukunft machen.

Im Theater Drachengasse, wo die Uraufführung am Montagabend (28. 4.) mit viel Kieselknirschen im trockenen Flussbeet einherging (Bühne und Kostüme: Lex Hymer), macht sich das Trio über Wagner natürlich auch lustig. Am Ende wird partout Händel gespielt (Lascia ch'io pianga), und am Beginn lässt man den Kühlschrank in Es-Dur summen, Nachsatz: "Das Es wie bei Freud".

Es dämmert am Strand

Dann aber spinnt der komprimierte Abend in der Regie von Pablo Lawall doch viele unverkennbare Motive des Opernzyklus in diese apokalyptische Rheintöchter-Recherche ein. Schließlich leben sie in einer Welt, die dem Untergang geweiht ist. Die sich prügelnden Riesen treten mit beeindruckenden Puppengestellen in Erscheinung, Wotan mit Goldkrone druckst herum angesichts seiner ihm selbst erkennbaren Verantwortungslosigkeit (er geht lieber zum Squash), Siegfried besiegt den Drachen in chinesischer Papiertheateranmutung (toll!), und der Götterdämmerung blickt man in Strandklappstühlen wie einer gewöhnlichen Sonnenfinsternis entgegen.

2023 hat das Duo Sokola/Spreter mit Polar den Nachwuchswettbewerb der Drachengasse gewonnen – der STANDARD berichtete. Auch zum Motto des Vorjahresbewerbs, "Die gestohlene Zukunft", passt diese neue Arbeit wie die Faust auf's Auge. Das Team nützt den ungewöhnlichen Theaterraum gekonnt und hat sich viele schöne, verspielte Details ausgedacht, mit dem sie dem Mammuthaften Richard Wagners verschmitzt antworten.

derstandard.at, 30.04.2025


https://oe1.orf.at/programm/20250429/792294/Crossing-Europe-Gallery-Weekend-Ring

Ö1, Kulturjournal, Nachkritik, 29.04.2025


Irgendwann ist dann auf einmal alles ganz logisch. Bzw wird es dazwischen immer wieder auch in teils atemberaubender (aber immer gut verständlicher) Geschwindigkeit erklärt, also die ganze Nibelungenkiste. Einmal sogar unter Einbeziehung des Publikums (extra Applaus an Hausotte für diese Einlage).

Insgesamt sind es (leider fast unbeschreibliche) riesig komische etwa 80 Minuten, in denen die wunderbaren drei auf der Bühne durch und durch gefordert sind, sensationell von Rolle zu Rolle springen, die eigentlich recht naheliegenden Kapitalismus kritischen Anteile einarbeiten und dennoch auch noch genug Energie aufbringen, um dermaßen kraft- und lustvoll zu brillieren.

Es ist ein vielfach großartiger Abend, noch zu sehen bis zum 24. Mai, und das immer Dienstag bis Samstag um 20h im Theater Drachengasse.

Heftige Empfehlung!

LandausSchnellkritik, 02.05.25


Spielplan Januar 2022