Automaten mit Fell
Finale Nachwuchswettbewerb 2025
- Einreichfrist: 4. November 2024
- Bar&Co
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12. – 31. Mai 2025
10 Spieltermine um 20 Uhr
Ob Fell, Federn, Schuppen, ob Schnauze, Schnabel, Sackkiefer, ob herrschaftliche Menagerie oder Tierhortung: Nicht erst seit der Corona-Pandemie nimmt die Haustierpopulation stetig zu. Vom Affenpinscher bis zur Zwergbartagame, vom Koi bis zum Catfluencer erfüllen Haustiere die Funktion eines Statussymbols, eines repräsentativen Ziergegenstands oder schnell verfügbaren Trostautomaten zur emotionalen Wiederherstellung des vereinzelten spätkapitalistischen Subjekts.
Der optimierte Wohlfühl- ist nicht minder Wirtschaftsfaktor, um den sich Wirtschaftszweige ranken, die das Tier-Mensch-Verhältnis in seiner ganzen Widersprüchlichkeit umschließen: Werden etwa Kim Kardashians Zwergspitze vom Dog Groomer instagramable hergerichtet, so werden andrerseits Legehennen in ihren Käfigen zugerichtet. Während die einen – wenn sie als nicht mehr funktionstüchtige Haustiere nicht schon im Tierheim entsorgt wurden – in pompösen Tiergräbern ihren Platz im Jenseits erhalten, werden nicht verwertbare männliche Küken aus kühl-diesseitigem Kalkül nicht weniger jenseitig geschreddert.
Leben als Accessoire einer glücklichen Kernfamilie, ein Stück flauschige Natur, wird produziert, optimiert, zurecht gezüchtet, zurecht gerichtet, um einen wachsenden Nähe- und Selbstinszenierungsbedarf zu decken: Gipfel anthropozentrischer Hybris?
Sind, wie Deleuze und Guattari meinen, „alle, die Katzen oder Hunde lieben ... Dummköpfe“? Oder kann die Idee „Haustier“ Ausgangspunkt einer Entwicklung hin zu einer gleichberechtigten, posthumanistischen Mensch-Tier-Beziehung sein, die von wechselseitiger Beeinflussung und Gegenseitigkeit getragen ist? Lässt sich diese Beziehung auf eine einseitige Ausbeutung durch den Menschen reduzieren oder handelt es sich um eine wechselseitige Abhängigkeit? Ist es überhaupt gerechtfertigt, die Grenze zwischen Mensch und (Haus-)Tier aufrechtzuerhalten und der Spezies Mensch als vermeintlich einzigem autonomen Subjekt Sprache, Selbstbewusstsein, Gedächtnis und Tod zuzusprechen? Welche Machtstrukturen bilden sich im Verhältnis zu Haustieren ab, schreiben sich in den Tierkörper ein?
Wir laden junge Theatermacher:innen ein, Konzepte für Kurzprojekte zum Thema einzureichen. Die vier spannendsten Projekte/Gruppen erhalten 6.000 €, die Gelegenheit, drei Wochen im Theater Drachengasse zu proben und anschließend ihre Arbeiten an zehn Tagen zu präsentieren.
Die Gewinner:innen des Wettbewerbs werden über Juryentscheid bzw. Publikumsabstimmung ermittelt. Der Jurypreis beträgt 10.000 €, zur Verfügung gestellt vom Theater Drachengasse für die weitere Ausarbeitung des Projektes. Der Publikumspreis beträgt 1.000 €.
Teilnehmer:innen: Theaterkünstler:innen in Ausbildung oder am Beginn ihrer Berufslaufbahn. Der Fokus liegt auf Text, Schauspiel und Regie (minimale bühnentechnische Anforderungen). Wir ersuchen um eine dem zur Verfügung gestellten Budget angemessene Teamgröße.
Projektvorschläge sind bis 4. November 2024 (24 Uhr) zu richten an:
newcomer@drachengasse.at
oder per Post an
Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, Kennwort: Newcomer