Kirstin Schwab sitzt auf dem Sarg und feiert Geburtstag

  • Bar&Co
  • 7., 10. und 11. November 2017 um 20 Uhr










































Steh einmal zu dem, wer du bist!
Wer bin ich denn?
Des is mir wuascht, aber steh dazu!

Albtraumhaft. Ein Multiple Choice Test mit vier Auswahlmöglichkeiten – im Hintergrund Horrormusik – und keine Antwort ist zu finden! Die Frage lautet: „Wer bin ich?“
Das richtige ICH, das eigene ICH ist nicht zu finden. Scheiß drauf, egal, es ist alles egal, die Kunst ist frei, der Mensch ist frei, das Ich ist frei. Oder doch nicht ganz?

Ein absurd-poetisches Stück über den Zwiespalt ICH zu sein und NICHT ICH zu sein, über die Suche nach dem perfekten ICH und über die vielen ICH bin ICHs dazwischen.

Die persönlichste Reise überhaupt. Für uns alle.

Man sollte 100 Mal geboren werden ...
... in einer eiskalten Flut
… ganz versteckt unter dem Eselsohr in einem Buch
… oder in einem reifen Weizenfeld
… auf dem brennenden Schnürboden eines Theaters
… in einem leeren, stillen Kloster
Und einmal mitten zwischen Schweinen in einem Stall!

Solostück von und mit Kirstin Schwab

http://kirstinschwab.at/

Ein Sarg auf der Bühne macht noch keine Leiche

Mit bunten, aus Zeitschriften ausgeschnittenen Zettelchen ist er beklebt. Der Sarg, der mittig platziert, den Bühnenraum beherrscht. Ihm widmet sich Kirstin Schwab in ihrer One-Woman-Show gleich zu Beginn.
Die Schauspielerin, hauptsächlich durch ihre Arbeit mit dem Salon5 und dem Aktionstheaterensemble einem größeren Publikum bekannt, lädt in ihrem ersten Solo „Kirstin Schwab sitzt auf einem Sarg und feiert Geburtstag“ im Theater Drachengasse zu einer fröhlich-traurigen, oberflächlich-tiefgründigen Innenschau ein. Dabei überwindet sie ihre tiefsten Ängste und verschwindet sogar in der Totenkiste um festzustellen, dass es eigentlich unmöglich ist, ausdrucksstark eine Tote zu spielen.

Hard-core-Vorsprechen, basteln und träumen

Da es mit Bühnenpartnern aber meist erheblich leichter fällt zu performen als alleine, schlüpft Schwab auch in die Rolle eines grindigen Theaterdirektors, der mittels Videoeinspielung das Publikum zu Lachsalven animiert. Ungewollt natürlich, denn das Ekelpaket, dem Kirstin vorsprechen möchte, ist sich seiner Lächerlichkeit nicht bewusst. Ganz im Gegenteil. Es ist eine jener Szenen, in welchen Schwab ihr komödiantisches Talent zum Besten gibt, ein Talent das ihr so sehr liegt. Auch wenn sie selbst davon träumt, eher die großen Frauenrollen der Bühne einmal zu spielen, angefangen von Julia bis Lady Macbeth, wenn´s sein muss Macbeth auch himself.

Eine Basteltante, die tollpatschig ein kleines „Ich bin ich“ basteln möchte, sowie der technisch überbegabte Heroe MacGyver, der unter Aufbietung all seiner technischen Fähigkeiten einen Würstelaufwärmautomaten instand setzt, strapazieren die Lachmuskeln des Publikums ebenfalls gehörig. Doch der Abend hat weit mehr zu bieten als nur Jux und Tollerei. Die unterschiedlichen Schwab-Ichs wollen gehört werden und so erfährt man von ihrem Putzzwang genauso wie einem genialen Trick, sich selbst alljährlich auf einem Londoner Friedhof die Liebe zu sich selbst zu gestehen.

Schwab-jandeln ohne Versprecher

Wenn sie ohne Versprecher schwab-jandelt, dass es eine wahre Freude ist, wird man Zeuge ihrer Lust am Formulieren und an Sprachspielen. Doch trotz aller Bühnenpräsenz blitzen immer wieder Selbstzweifel durch, die ihr nicht gestatten, auf ihre eigene Leistung stolz zu sein.

„Der Sprung muss kommen!“, versucht sie sich mantraartig Mut zur eigenen Karriere zuzureden, während sie zugleich hart daran arbeitet, ihr Entschuldigungs-Syndrom loszuwerden. Zur Feier, die sie schließlich ausrichtet, sind am Ende der Show alle eingeladen – alle ihre Ichs, die sie mag und auch all jene, die sie nicht leiden kann. Wie schön, dass dabei kein Platz leer bleibt, wenn die „kleine Frau mit der dunklen Stimme“ letztlich mit allen Versöhnung feiert.

european-cultural-news.com, 10.11.2017


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