Margarethe Ottillinger:
Lassen sie mich arbeiten!

  • Uraufführung
    Eine Koproduktion von portraittheater, Wirtschaftsuniversität Wien und Theater Drachengasse
  • Bar&Co
  • 23. – 25. Oktober, 2. – 4.
    und 14. – 18. November 2023 um 20 Uhr

Wiederaufnahme wegen des großen Erfolges

Es war der Wunsch, nicht im Alltäglichen dahinzuvegetieren, sondern an der Spitze zu stehen, wie ein Mann Verantwortung zu tragen und arbeiten zu können. Margarethe Ottillinger

Eine Frau als Vorstandsdirektorin – was noch heute eine Seltenheit ist, war es erst recht in den 50er Jahren. Eine außergewöhnliche Frau hat dies dennoch geschafft: Margarethe Ottillinger (1919–1992) war eine Pionierin der österreichischen Wirtschaftsgeschichte und zeitweise eine der mächtigsten Personen in der österreichischen Wirtschaft. Als eine der ersten Frauen promovierte sie an der Hochschule für Handelswissenschaften in Wien. Mit 28 Jahren wurde sie Sektionsleiterin im Planungsministerium und bereitete in Österreich die Grundlagen für den Marshallplan vor. Wegen falscher Spionageanschuldigungen kam sie für 7 Jahre in ein russisches Straflager, was sie nur knapp überlebte. Nach ihrer Rückkehr aus Russland konnte sie in der damaligen ÖMV neu anfangen und gestaltete als Vorstandsdirektorin 25 Jahre lang die Entwicklung des Unternehmens mit. Auf ihre Initiative und Hartnäckigkeit geht auch die Errichtung der berühmten Wotruba-Kirche in Wien Liesing zurück.

portraittheater zeichnet den außergewöhnlichen Werdegang und die besondere Lebensgeschichte einer Frau nach, die mit großer Entschlossenheit und Durchhaltevermögen ihr eigenes Leben und die wirtschaftlichen Geschicke Österreichs gesteuert hat.

Trocken, aber durchaus witzig, wie sie war, erzählt die Frau, die als Kind auf dem Land Einsamkeit im Wald übte, dass sie unbedingt studieren wollte. Wer Wirtschaftsgeschichte lernen will, ist bestens in der Drachengasse aufgehoben.
Der Standard

Ganz sensationell gemacht!
Landaus Schnellkritik

Text: Sandra Schüddekopf, Anita Zieher mit Originalzitaten von Margarethe Ottillinger
Regie: Sandra Schüddekopf
Es spielt: Anita Zieher

www.portraittheater.net
 

Kaum bekannte Wirtschaftspionierin der Vergessenheit entrissen

Portraittheater spielt das Leben der Margarethe Ottillinger – derzeit in der Drachengasse (Wien).

Immer wieder verkörpert Anita Zieher mit ihrem „Portraittheater“ starke Frauen, meist sind ihre Protagonistinnen weithin bekannt – Marie Curie, Hedy Lamarr, Rosa Luxemburg, Marie Jahoda, Käthe Leichter. Aktuell lässt sie die Lebensgeschichte einer Pionierin in der österreichischen (verstaatlichten) Wirtschaft – und der doch heute kaum bekannten Margarethe Ottillinger auf der Bühne des kleineren Raums im Theater Drachengasse (Bar & Co) lebendig werden.

Ein Tisch mit drei Sesseln und ebenso vielen Wassergläsern wartet auf eine Vorstandssitzung. Zieher als Ottillinger kommt als einzige. Dabei legt sie auf Pünktlichkeit viel wert. Gut, es sei hier gespoilert – ist ja schon in den ersten Minuten – die anderen beiden kommen nicht, weshalb die Schauspielerin in ihrer Rolle als Vorständin jemanden im Publikum bittet, „Protokoll zu führen, es reicht ein Beschluss-Protokoll.“ Denn was und wie so alles geredet werden, das sei ohnehin oft verfänglich deutet sie den ersten kleinen, feinen Hinweis auf Aktuelles an.

Anspielungen auf Gegenwart

Solche kommen später mehrfach – etwa wenn’s darum geht, dass es in Vorständen und obersten Unternehmens-Etagen zu wenige Frauen gibt, diese sich immer wieder Bemerkungen über ihr Aussehen anhören müssen usw.

1947 war sie Sektions-Chefin im Planungsministerium, später Vorstandmitglied in der ÖMV wie sie damals noch hieß – zuständig für Personal, wirtschaftliche Planung und Koordinierung. 1968 verhandelte sie die ersten Gaslieferverträge mit der damaligen Sowjetunion. Russisch konnte sie – aus leidvoller Erfahrung. Sie war 1948 unter fadenscheinigen Spionagevorwürfen von den Sowjets verhaftet und ein Jahr später – bis 1955 – in drei russischen Lagern eingesperrt. Erst nach Stalins Tod wurde sie freigelassen – im Zuge einer Begnadigung. Letztere wollte sie nicht und kämpfte um ihr Recht. Ein Jahr später hatte sie Erfolg, das Urteil wurde aufgehoben und sie vollständig rehabilitiert.

Neben der packenden, berührenden Erzählung in dem einstündigen Monolog „Margarethe Ottillinger: Lassen Sie mich arbeiten!“ werden hin und wieder im Hintergrund Videos eingeblendet, die die Schauspielerin an wichtigen Orten der Lebensstationen Ottillingers zeigen – von den voluminösen Erdölspeichern bei Schwechat bis zur berühmten Wotruba-Kirche. Die ist auf ihre Initiative hin gebaut worden – als Dankbarkeit für ihre Freilassung aus der sowjetischen Gefangenschaft.

Einsamkeit lernen

Lässt Zieher (Regie und Videos: Sandra Schüddekopf) die zielstrebige, disziplinierte, sachorientierte, sich gegen alle Intervention wehrende kompetente Wirtschaftsfachfrau als – viel zu wenig bekanntes Vorbild über die Bühne wandeln, so verschafft sie dem Publikum bei der Schilderung der ersten Lebensjahre des Kindes Margarethe Ottillinger heftige Schluckmomente. „Ich will Einsamkeit lernen“, erklärt sie ihrer Mutter, weshalb sie sich gerne im Wald aufhält. Hochachtung hingegen, als die rund Neunjährige selber darum kämpfte, in der 4. Klasse von der Volksschule vom kleinen Steinbach bei Mauerbach nach Hütteldorf zu wechseln, um später in ein Gymnasium gehen und dann studieren zu können.

kijuku.at, 25.10.2023


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