Herr Ponzi sucht das Glück

  • oder L'amore ai tempi del dollaro
  • von Stefan Lasko
  • Uraufführung
    in Zusammenarbeit mit Scheinwerk
  • Theater Drachengasse
  • 25. September – 7. Oktober
    und 7. – 25. November 2023, Di-Sa um 20 Uhr
    keine Vorstellungen am 28., 29. und 30. September, 15., 17. und 24. November 2023

Musik. Licht.
Ein Mann mit Hut betritt die Bühne.
Ponzi! Charles Ponzi! Ein Mann, der mit 2 Dollar 50 in bar in Amerika gelandet ist und aus diesen 2 Dollar und 50 ein Vermögen gezaubert hat, ist schlicht nicht von dieser Welt!

Roman Blumenschein ist begeistert. Er erzählt dem Publikum gemeinsam mit Schauspielerin Agnes Hausmann und Musiker Stefan Galler Ponzis Geschichte. Als junger Italiener um 1900 begibt sich Ponzi auf die Suche nach seinem "American Dream”, die bestimmt ist von Schandtaten, Verbrechen und dramatischer Aufopferung, aber vor allem leidenschaftlicher Entschlossenheit. Und seiner Liebe zu Rose, der Klavierschülerin seiner Vermieterin. Die beiden heiraten.

Siebzehn Jahre nach seiner Ankunft ist Charles Ponzi einer der reichsten Männer der USA. Er entwickelt als Trickbetrüger das Ponzi-Scheme, arbeitet viel, beschenkt seine Rose, ist reich und schwimmt in seinem Glück.

Das Stück diskutiert, hinterfragt und reimt, was denn überhaupt Glück ist. Wo treffen sich Charles und Rose? Wo landen sie schlussendlich? Nach hundert Jahren die gleichen Fragen? Die gleichen Antworten? Und: Who the fuck is Ponzi?

(Charles Ponzi starb 1949 allein und völlig verarmt in Rio de Janeiro.)
Black. Stille.
(Roman Blumenschein ist nicht mehr ganz so begeistert.)

HÖRBEISPIEL

Text, Regie: Stefan Lasko
Bühne, Dramaturgie: Sebastian Schimböck
Kostüme: Lejla Ganic
Musik: Stefan Galler
Regieassistenz: Hannah Kortschak
Es spielen: Roman Blumenschein, Agnes Hausmann, Stefan Galler

Dauer: 80 Minuten

Rechte bei Stefan Lasko
 

Betrügergeschichte mit Gesang

In Boston alla Parma (Boston, Alabama), Anfang des 20. Jahrhunderts, versucht ein junger Italiener aus Parma, Charles Ponzi, sein Glück. Seine Strategie: Betrug. 17 Jahre nach seiner Ankunft gehört Ponzi zu den reichsten Männern der USA. Und nicht nur das, geheiratet hat er auch. Doch das Publikum weiß schon von Anfang an: Gutgehen kann das alles nicht.

Der kurzweilige Abend „Herr Ponzi sucht das Glück“ (Text und Regie: Stefan Lasko) mit Liedern und Showcharakter erzählt von einem wahren Leben. Roman Blumenschein spielt im feinen weißen Anzug den Trickbetrüger, Agnes Hausmann übernimmt alle anderen Rollen. Musiker Stefan Galler begleitet am Klavier. Achtung: Ohrwurmgefahr!

FALTER, 40/2023

 


Charmant-humorvolles Stück über den ersten Pyramiden-Spieler

Saisonauftakt im Wiener Theater Drachengasse mit „Herr Ponzi sucht das Glück“.

Zwei Tage bevor in Klagenfurt der Prozess um einen großangelegten Betrug mit Kryptowährung (EX W Wallet) mit acht Angeklagten, 300 Seiten Anklageschrift und rund 40.000 Betrogenen begann, startete im Wiener Theater Drachengasse ein äußerst humorvolles Stück über den allerersten „Pyramiden“-Spiele: „Herr Ponzi sucht das Glück“. Also Fortsetzung der „Glückssträhne“ nach „Beyond Häpiness“ in einem Teil des Semper-Depots und einer Horoskop-Geschichte („Obstacles in our sky“) im Dschungel Wien. Und in der Drachengasse geht’s gleich kommende Woche weiter im zweiten Theaterraum mit „Glückskind“ von Melike Yağız-Baxant, ausgehend von der Basis ihres Textes, der vor zwei Jahren mit einem der Exil-Literaturpreise belohnt worden war.

Den Herren gab es wirklich – unter den Namen Charles Ponzi, aber auch mit den Vornamen Carlo, Carl, zeitweise trat er unter dem Namen Charles P. Bianchi bz. Später als Charles Borelli auf. Geboren im italienischen Parma (1882) wanderte er 1903 in die USA auf, weil – so die Legenden, dort das Geld auf der Straße liege. Angeblich mit lediglich 2 Dollar und 50 Cent angekommen. Zum Tellerwäscher und anderen derartigen Jobs schaffte er es schnell. Das mit dem großen Geld sollte aber noch lange auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit landete er – aufgrund eigener oder anderer Betrügereien in Gefängnissen der USA und Kanadas. 1920 dann die große „Stunde“ des Herrn Ponzi. Zunächst wollte er mit den Preisdifferenzen von Antwortscheinen zwischen Europa und den USA ein Geschäft machen, was so nicht klappte.

Anteilsscheine

Bis er auf die Idee kam, dafür Anteilsscheine mit der Aussicht auf hohe Gewinne – Verdoppelung in 90 Tagen – zu verkaufen. Was anfangs funktionierte – wie bei den meisten Pyramidenspielen; in seinem Fall nicht zuletzt, weil Reiche, die ihr Geld nicht so wirklich brauchten, es im System ließen, um höhere und noch höhere Gewinner in der Zukunft zu lukrieren. Kurzfristig wurde Ponzi zum Vielfach-Millionär – bis der Betrug aufflog – und er (wieder einmal) im Gefängnis landete. Um danach zu weiteren Betrügereien anzusetzen, letztlich aber 1949 in der Armenabteilung eines brasilianischen Krankenhauses fast blind un halbseitig gelähmt starb. Sein Trick wurde so berühmt, dass solche Ketten- zw. Pyramidenspiele teilweise noch heute als Ponzi Scheme bezeichnet werden. Außerdem wurde der Erfinder dank einer gewissen romantischen Verehrung, weil er sozusagen ein wenig umverteilt hatte, zum Mythos.

Eingelesen und mehr

Stefan Lasko und Roman Blumenschein waren zufällig auf diese Geschichte gestoßen, Lasko begann zu recherchieren, vertiefte sich in die Biographie Carlo Ponzis, fand viele viel weniger bekannten (Neben-)Geschichten. Unter anderem jene darüber, dass er viel Haut spendete, um einer Krankenschwester mit großflächigen Verbrennungen zu helfen. Und nicht zuletzt

über die große Liebe Ponzis zu Rose Gnecco. Die beiden heirateten ungefähr zu der Zeit als die große Ponzi-Masche begann, ließen sich scheiden als er ins Gefängnis kam – und schreiben sich aber bis zu seinem Lebensende (Liebes-)Briefe. Deshalb vepassten sie dem Stück auch einen Untertitel „oder L’amore ai tempi del dollaro“ (Liebe in der Zeit des Dollars).

Rollenwechslerin, Musiker

Lasko schrieb das Stück und führte Regie, Blumenschein schlüpfte in die Rolle des Dandy-haften Charmeurs und Um-den-Finger-Wickler Ponzi. Agnes Hausmann spielt nicht nur Rose, sondern switchts blitzschnell in gut ein Dutzend Rollen – Ponzis Mutter, einen Mafioso, der Mithäftling Ponzis war, Zöllner, und, und, und.

Dritter im Bunde auf der Bühne ist Stefan Galler als Live-Musiker. In der Art eines Bar-Pianisten entlockt er dem „getarnten“ Keyboard unterschiedlichste die jeweilige Stimmung untermalende bis hervorhebende Klänge. Zu Beginn mit Anklängen an die Melodie aus den italienischen Zeichentrickfilmen „Herr Rossi sucht das Glück“. Hin und wieder schlüpft er auch in die eine oder andere Nebenrolle.

Schmäh und Sympathie

Bühnenboden und -wände (Bühne, Dramaturgie: Sebastian Schimböck) sind schon Beginn an mit diversen Kreideschriften verziert, die während des nicht ganz 1 1/2 -stündigen Spiel immer wieder ergänzt bzw. verändert werden – mit so manchem (Wort-)Witz, wenn Blocton im US-Bundesstaat Alabama als alla Parma geschrieben wird. Oder die unterste Stufe für die Publikumstribüne mit „Stairways to heaven“ (Treppe zum Himmel) beschriftet ist.

Die – zwischen den beiden Publikumstribünen des Theaters Drachengasse – ungefähr dreieckige Bühne strahlt das Flair zwischen Bar und Mafiafilm-Hinterzimmern aus – alles mit einer fast durchgängig präsenten Note von Schmäh und einer gewissen Sympathie für den tragischen Helden; oder wie es der Autor beim Mediengespräch vor der Premiere nannte, „vielleicht habe ich mir den Herrn Ponzi auch ein wenig schöngeschrieben“.

Und nicht zuletzt atmet die Aufführung auch eine Ebene mit, dass vielleicht gar nicht das große Geld jenes Glück war, nach dem Ponzi zeitlebens strebte, sondern – siehe Untertitel mit L’amore …

kijuku.at, 28.09.2023


Betrüger-Biografie im Theater Drachengasse in Wien

"Herr Ponzi sucht das Glück" spielt das Leben des italienischen Investmentbetrügers Carlo Ponzi (1882-1949) nach

Das Theater Drachengasse – kurz "die Drachengasse" – besteht seit seiner Gründung durch Emmy Werner 1981 als Sprechtheaterbühne für zeitgenössische Theaterliteratur. Kein Schiller, kein Shakespeare. Dafür Autorinnen und Autoren, die sich heutiger Fragen und Stoffe annehmen. Die am Wiener Fleischmarkt gelegene Bühne (ko)produziert vorwiegend Uraufführungen und lobt alljährlich einen Nachwuchspreis für Dramatik aus.

Die Spielzeit hat soeben begonnen, viel Neues steht zu erwarten, etwa ein künstlerischer Therapieabend mit dem Stück Glückskind von Melike Yagiz-Baxant (ab 2. 10.) oder die Theaterfassung von Andrea Abreus Coming-of-Age-Debütroman So forsch, so furchtlos (ab 26. 2.) – die Geschichte zweier unerschrockener Mädchen in einem ärmlichen Dorf auf der Ferieninsel Teneriffa in der Regie von Valerie Voigt (verantwortlich auch für Das weiße Dorf).

Neckische Moderation

Den Anfang macht eine Art Conférencier-Stück über die historische Betrügerfigur Carlo Ponzi (1882–1949). Stefan Lasko (auch Regie) hat dem Leben des italienischen Hochstaplers ein Stück gewidmet. In Herr Ponzi sucht das Glück oder Liebe in Zeiten des Dollars folgt er dem jungen Mann (Roman Blumenschein) von dessen Geburtsstadt Parma nach Amerika, wo dieser in verschiedenen Städten mit seiner Investitionsbetrugsmasche sehr viel Geld ergaunert.

Der Reiz des zwischen grünen Tapetenwänden heimelig angesiedelten Abends besteht im Wechsel zwischen Figurenspiel und neckischer Moderation der Geschichte. Diese wird am Klavier von Stefan Galler sowie von Agnes Hausmann in einem halben Dutzend Rollen und am Mikrofon vorangetrieben. Flugs wechseln hier die Jahre und Räume – mittels Kreidestrichen am Boden. Nett anzusehen, wiewohl nicht ohne Patina.

DER STANDARD, 29.9.2023


Spielplan Januar 2022