FEST DER FEINDE

  • Eine Sabotage von YZMA
  • Uraufführung
  • Theater Drachengasse
  • 2. – 31. Mai 2023
    Di-Sa um 20 Uhr, keine Vorstellung am 20. und 27. Mai

Ob Achilles gegen Hektor, Elizabeth gegen Mary, Fischer gegen Spasski oder Baby Jane gegen Blanche: Feindschaft scheint eines der ältesten Konzepte menschlichen Miteinanders zu sein. Aber was ist noch sportliche Gegnerschaft und produktive Konkurrenz, was schon destruktive Todfeindschaft und ideologische Akquise? Und überhaupt: Ist es sinnlos siegen zu wollen?

In der neuesten Stückentwicklung wagt Yzma Theaterkollektiv eine Mutation. In neuer Kompetenzverteilung wird der Frage nach dem Nutzen von Feindschaften nachgegangen.

Das Dickicht der Feindschaft durchwandernd werden Kieselsteine aufgeklaubt, um sie in die Maschinerie der Feindbildproduktion zu werfen. Und während Brücken gebaut werden - aus Stahl und Beton - stellt sich die Frage, wer hier eigentlich wen sabotiert und ob die treiberischen Kräfte, die bekämpft werden sollten, im eigenen Streben nach Überlegenheit wohnen. Zeit sich reinen Tee einzuschenken.

HÖRBEISPIEL

Regie: Florian Haslinger
Text: Milena Michalek und Ensemble
Bühne, Kostüme: Andrea Simeon
Livemusik: Karl Börner
Video: Moritz Geiser
Bühnenmalerei: Julian Turner
Kampftraining: Thomas Freudl, Daniel Matri
Special Effects: Diego Andrés Rojas Ortiz
Regieassistenz: Juliane Aixner
Ausstattungsassistenz: Mirjam Miller

Es spielen: Suse Lichtenberger, Michaela Schausberger, Johanna Wolff, Karl Börner

Dauer: 80 min.

Rechte bei YZMA Theaterkollektiv

Thank you for being an enemy

Aus philosophischen Essays, Improvisationen und einem Hauch Disney mixt das kultige Kollektiv YZMA seine Abende. Den neuesten Streich "Fest der Feinde" schrieb wie die bisherigen Milena Michalek; inszeniert hat erstmals Florian Haslinger. Man könnte sagen, es geht um zwei rivalisierende Schwestern, einst Superstars. Aber wie beim Autor René Pollesch ist auch hier jede Ahnung einer Handlung nur Einbildung, ein vages Gerüst für unerhörte Gedanken, witzige Texte und sprühendes Spiel (Michaela Schausberger, Johanna Wolff, Suse Lichtenberger, Karl Börner).

Höhepunkt des Animositätenkabinetts ist eine Instrumentaldarbietung des "Golden Girls"-Titelsongs im Duett.

FALTER 19/23, 10.05.2023


Kann aus Kälte Wärme werden?

„Fest der Feinde“ von Kolletiv YZMA im Wiener Theater Drachengasse über den Wettlauf ins All und erbitterte Feindschaft zweier ehemaliger Hollywood-Größen.

Space Race, das Wettrennen ins All – aus der Zeit des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion, die ersterer mit dem ersten Menschen im Weltraum an Bord von Sputnik den gleichnamigen Schock verpassten, die dafür als erste den Mond betreten ließen. Und in der Gegenwart waren’s Elon Musk und Jeff Bezos, die einander einen neuerlichen Wettflug über die Erdatmosphäre hinaus lieferten.

Konkurrenz bis oder samt Gegnerschaft thematisiert „Fest der Feinde“ auf immer wieder auch sarkastisch-humorvoll bis witzige Weise – mitunter durch Lächerlich-machen sogenannter Tod-Feindschaften. Ohne jedoch das zugrunde liegende Problem zu verharmlosen. Die Gruppe YZMA (keine Abkürzung, sondern inspiriert von der gleichnamigen Filmfigur aus dem Film „Ein Königreich für ein Lama“, deren Schatten, abweichend von ihrer körperlichen Gestalt meist eine Katze ist) nennt die eigene Stückentwicklung in diesem Fall „eine Sabotage“.

Baby Jane …

Dieses sechste gemeinsam von Schausspieler:innen, Autor:innen, Regie, Musik, Bühne usw. von YZMA im Wiener Theater Drachengasse erarbeitete Stück arbeitet unter anderem mit eingespielten Videos alter Schwarz-Weiß-Filme bzw. im Stile solcher neu gebauten Film-Sequenzen (Video: Moritz Geiser). Feindschaft wird spielerisch personalisiert vor allem in den Figuren zweier einstiger Hollywood-Größen, Bette Davis und Joan Crawford. Ihre Feindschaft füllte vor allem die Klatschspalten, die sich zu vielseitigen Strecken auswuchsen, der sogenannten Yellow Press, bzw. nicht nur der Boulevardmedien.

Jene, die den Film kennen (gestehe ich nicht) sagen, dass dies offenbar nicht nur aufgebauschte Geschichten waren, sondern in dem einzigen gemeinsamen Streifen „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“ (1962), den Robert Aldrich drehte als die Karrieren der beiden mehr oder minder schon zu Ende gegangen waren, sehr sicht- und direkt spürbar gewesen sei.

Im „Fest der Feinde“ werden sie zu Bebi Bette Blanche und Krista Kool Kraftwood (Text: Milena Michalek und Ensemble), in deren Rollen Schauspielerinnen abwechselnd schlüpfen. Wenngleich die Feindschaft demaskierende Grundhaltung des Stücks als Ebene immer wieder mitschwingt, erschrecken manch eskalierende Szenen dann doch (Suse Lichtenberger, Michaela Schausberger, Johanna Wolff). Als vierter im Bunde hat der Livemusiker Karl Börner neben eingespielten Keyboard-, Gitarren- und Akkordeonstücken immer wieder Live-Auftritte auch als Schauspieler auf der Bühne mit ihrer Alk-Regal-Drehtür, marmorierten Podesten und einem geheimnisvollen Schrank (Bühne, Kostüme: Andrea Simeon).

Wort- und Spielwitz

Trotz aller Drastik sorgt die Inszenierung (Regie: Florian Haslinger) immer wieder für so manche Lacher im Publikum – „geschuldet“ so manchem Wort- und viel Spielwitz. Beide gehen weiter über den Konflikt der beiden Hollywood-Stars hinaus – hinein in „kalten Krieg“ und andere politische Konflikte. Kann Konkurrenz sogar Fortschritt, Weiterentwicklung bedeuten? Oder wie es die Autorin Milena Michalek in einem Text zum Stück formulierte: „/vielleicht besteht der versuch von fest der feinde ja darin, aus dem material der coolen und kalten Kräfte etwas – ja: warmes und uncooles zu machen. weil dann irgend- wie doch die hoffnung besteht, dass es diese kräfte sind, die so etwas wie zukunft versprechen.“

Feindschaft vs. Kooperation

Könnte aber auch so interpretiert werden, dass die „Anbetung“ der Feindschaft als der Mensch ist von Grund auf böse, „Konkurrenz belebt das Geschäft“ das speziell durch den Neoliberalismus verbreitete Menschenbild befördert. Und konnte nicht die Menschheit insbesondere in ihren Anfängen nur durch Zusammenwirken, Kooperation überleben? Braucht sie diese nicht heute mindestens genauso? Und wäre es nicht genau eine „Sabotage“ an dieser Notwendigkeit?

Genauso gut kann es sein, dass gerade dadurch, dass es kein Happy End in diesen Richtung gibt, die gefeierte Feindschaft als These abgelehnt und verworfen wird. Auch das ist eine hintergründige Ebene in diesem Stück, das noch bis Ende Mai zu erleben ist.

kijuku.at, 05.05.2023


Fest der Feinde oder die Grenzen des Verständnisses

Das Fest der Feinde – eine Sabotage von YZMA ist im Theater Drachengasse in Wien zu sehen. In der Eigenproduktion wird der Frage nach dem Nutzen von Feindschaften nachgegangen und das in einer Sprache, die zwar Deutsch, aber kryptisch ist. Wer einen Anstoß zum Nachdenken sucht, sollte sich in der Drachengasse einfinden.

Zwei Schwestern, drei Schauspielerinnen, im ständigen Wettkampf gegeneinander. Orange gegen Lila, neongrüne Plateau Schlapfen gegen schwarze Pumps. Authentisch unaufrichtig und Hauptsache besser als die verhasste Schwester. Aber warum eigentlich? Für den sarkastischen Ernst des Stücks sorgten Videobotschaften und gewollt komische Livemusik.

Narzisstisches Lila – Verhasstes Orange
Besonders spannend wurde es, wenn zwei oder gleich drei, das gleiche Kleid trugen. Das bedeutete die Schwester trifft sich selbst, oder eine Version von sich selbst. Während sich Lila lobt, liebkost und Tee trinkt ist sie sich doch nicht immer einig. Orange bleibt aber nicht umspannend, sie hasst sich selbst fast so sehr wie die Schwester. Aber warum eigentlich? Ungeklärt, sicher ist, es wurde so lange geschlägert, bis man die Choreografie kannte. Vielleicht war hier der Gedanke, dass Feindschaft eine Projektion unserer eigenen Unsicherheiten, Wünsche und Ängste ist. Vielleicht auch nicht.

Geteilter Hass ist halber Hass
Trotz des vielen Streitens gab es doch Einiges zu lachen und besonders lustig fanden es die Millennials im Publikum. Es war in dem Fall auch nicht tragisch, wenn man nur die Hälfte der Pointen verstanden hat, aber gäbe es eine vorhandene Summary im Netz, hätte ich sie mir im Anschluss definitiv durchgelesen.

subtext.at, 05.05.2023


Spielplan Januar 2022