Glückskind

  • von und mit Melike Yağız-Baxant
  • Uraufführung
    Eine Koproduktion mit Theater Drachengasse
  • Bar&Co
  • 2. – 14. Oktober 2023, Di-Sa um 20 Uhr

Wie geht man damit um, wenn nichts so aufgeht, wie man es sich vorgestellt hat? Ist die Befreiung von den eigenen Wurzeln und der zugeschriebenen, vererbten Geschichte möglich, und wenn nicht, kann man diese Geschichte umschreiben? Kann man Narrative von Familie und Herkunft auch anders erzählen?

Wie geht eine junge Frau mit Misserfolgen und Abweisungen um, warum kann sie sich dennoch stets von Neuem motivieren? Braucht es erst einen Moment der Erleuchtung in der Isolation des Corona-Lockdowns, um sich selbst neu zu erfinden? Traum und Wirklichkeit müssen doch nicht immer so weit auseinanderklaffen?
Eine Konfrontation mit Erwartungen und Verletzungen und ihrer Transformation in Kunst und Humor.

Das Stück basiert auf dem Text Ein künstlerischer Therapieabend, der im Jahr 2021 mit dem Exil-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Die Autorin schöpft ihre Erzählung aus Lebensmomenten wie Kindheitstraumata, gescheiterten Konservatoriumsprüfungen, dem Integrationsprozess in Wien, absurden Castingerfahrungen, Pandemie, Krieg und Erdbeben und verkörpert den Text auf der Bühne mit großer Aufrichtigkeit. Sie offenbart ihre Wunden und lässt das Publikum an deren Schließung teilhaben.

Text, Regie, Schauspiel: Melike Yağız-Baxant
Schauspielcoaching: Gabriela Hütter
Video: Özgün Yarar
Rechte bei Melike Yağız-Baxant

Dauer: 1 Stunde

Roll dir selbst den Teppich aus!

Sie gewann zwar 2021 einen der Exil-Literaturpreise, eigentlich möchte Melike Yağız-Baxant aber Schauspielerin sein. Von Versuchen, eine zu werden, handelt der ironische Text, den die 1987 in Izmir geborene Wahlwienerin konsequenterweise zum Theater-Solo umgeschrieben hat.

Die „sehr berühmten Regisseure“ wollten ihr lieber an die Wäsche, als nützlichen Schauspielunterricht zu erteilen. Also rollt sie sich jetzt selbst den roten Teppich aus. Und welch komisches Talent dabei zum Vorschein kommt! Yağız-Baxants Geschichten in „Glückskind“ sind nicht immer zum Lachen, aber sie bringt sie mit einzigartiger Mimik und Gestik vor. Ihr Timing passt in keine bekannte Schublade. Eine Entdeckung.

FALTER: Woche 41/2023, 10.10.2023


Ja, sie passt tatsächlich in so gar kein Schema, diese so dermaßen grandiose Melike Yağız-Baxant.

Mit vielschichtiger Tiefe, mit oft hintergründigem Humor, und vor allem mit endloser Sympathie und diesem ständig präsenten Augenzwinkern berichtet sie ganz offen und direkt über ein Leben, ihr Leben. Ein Leben, das wohl vor allem eines ganz sicher nicht war, nicht ist. Nämlich eines, das über rote Teppiche führte.

Dieser Abend, eine für mich persönliche Entdeckung, ist noch genau dreimal zu sehen, noch Freitag sowie Samstag. Jeweils um 20h im Theater Drachengasse (sowieso immer einen Besuch wert! 🙏😊)

Empfehlung 👍😍

#LandausSchnellkritik, 13.10.2023


GLÜCKSKIND: WIE HAPPY KANN MAN EIGENTLICH SEIN?

Nach der langen Sommerpause endlich wieder ins Theater gehen! „Glückskind“ setzt die Latte hoch für weitere Werke in der Drachengasse.

Das Stück wurde im Oktober 2023 von und mit Melike Yağız-Baxant als Uraufführung präsentiert. Es entführt in eine Welt, in der die Fragen nach dem Selbst auf humorvolle wie tiefgründige Weise behandelt werden.

PERSÖNLICH, AUTHENTISCH, WAHRHAFTIG.

Melike Yağız-Baxant erzählt ihre eigene Geschichte, die von Misserfolgen, Abweisungen und der Suche nach Identität geprägt ist. Doch all das verpackt sie in so viel Humor und echten Gefühlen, dass ich die ganze Stunde mitgefiebert habe. In einer Welt, die oft von Perfektionismus und Erfolgsgeschichten geprägt ist, zeigt „Glückskind“ eine alternative Perspektive. Die Protagonistin, gespielt von Melike Yağız-Baxant selbst, wächst vom Kind zur Frau, verlässt ihr Land und ist doch so glücklich. Sie greift auf eine breite Palette von Erfahrungen zurück, Kindheitstraumata, den Integrationsprozess in Wien, absurde Castingerfahrungen. Weiter gehts mit Auswirkungen von Pandemien, Kriegen und Naturkatastrophen. Sie tut dies mit außergewöhnlicher Aufrichtigkeit und Offenheit, was dem Publikum ermöglicht, ihre vielen „Farben“ zu sehen. Humor ist devinitiv ein zentrales Element in diesem Werk.

ECHT, LUSTIGES THEATER

„Glückskind“ ist ein herrliches Theaterstück, das die Grenzen zwischen Kunst und Realität verschwimmen lässt. Es erinnert uns daran, dass wir die Autor*innen unserer eigenen Geschichten sein können. Melike Yağız-Baxant erinnert uns daran, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen und auf Hindernisse zu stoßen. Nach der Vorstellung, gab es einen tosenden Applaus, wie ich ihn in der Drachengasse noch nie gehört habe. Die Uraufführung von „Glückskind“ in der Koproduktion mit dem Theater Drachengasse ist ein Spektakel, das man nicht verpassen sollte. Die Vorstellungen finden dienstags bis samstags um 20 Uhr statt.

subtext.at, 05.10.2023


Aus Pech-Erfahrungen ein Stück gemacht: „Glückskind“

Melike Yağız-Baxants harter Weg von heftigen Lebensstationen bis zum eigenen Bühnenstück – im Theater Drachengasse (Wien).

Das Publikum betritt den Theaterraum auf dem Weg zu den Sitzplätzen über einen roten Teppich. Der setzt sich über die Treppen auf die Bühne – bis ans hintere Ende derselben fort. Auf dieser roten Bahn kommt Autorin und Schauspielerin Melike Yağız-Baxant – eine lange Schleppe aus zusammengebundenen Stoffen hinterher ziehend – in den Saal und betritt die Bühne. Schon immer ihr’s sozusagen. Denn, so beginnt sie ihr Stück „Glückskind“, sie sei schon mitten im Theater geboren worden.

Nicht im herkömmlichen Sinn, verdeutlicht sie in den ersten Sätzen. Sie betrachtet sozusagen das Leben um sie herum als Theater. Hauptdarstellerin war die Mutter, sie selbst mit vier Jahren Publikum in der ersten Reihe. Ob Exekution wegen Spielschulden des Vaters oder noch krassere Situationen – politischer Verfolgung in der Türkei – alles schildert sie als wären es Szenen eines Stücks. Und selbst die tragischsten Momente schildert und spielt sie mit – mindestens – einem Schuss (Selbst-)Ironie.

Kunst als Deckmantel

Lachen, das mitunter im Hals stecken bleibt, wenn sie Erfahrungen von Schauspielprüfungen bzw. dem Lernen mit mehr oder minder arrivierten Theaterleuten für die Aufnahmetests in Szenen übersetzt. Wo nicht selten sie gar nicht dazukam, die einstudierten, erlernten Monologe vorzusprechen/-spielen, sondern mehr auf ihr Aussehen abgezielt wurde. Oder noch mehr, das auf Missbrauch mehr als nur hindeutet, und doch von den Gegenübers unter den Deckmantel von „Kunst“ versteckt werden wollte.

„Menü“

Die Brotlosigkeit freier künstlerischer Arbeit machte sie in ihrem Dauer-Tagesmenü – Burger, Pommes, Cola – bildhaft. „Und das hab ich schon lange davor geschrieben“, versichert sie die Nachfrage des Reporters nach der Premiere. Obwohl dieses Menü natürlich vor allem sehr heftige aktuelle Lacher nach sich zog (Stichwort Mc Schmähhammer).

Auch gut gemeint geht nicht selten daneben

Aber auch wohl-und gutgemeint Multikulturelles von engagierten Theaterleuten, das letztlich eher gönnerhaft und paternalistisch ankam, nimmt Melike Yağız-Baxant in ihrem Spiel und Text aufs Korn. Das alles habe sie – speziell in der Pandemie, wo sie ohnehin zwangsweise pausieren musste und Zeit hatte – dazu gebracht, sich aus diesem immer von anderen bestimmten Betrieb zurückzuziehen und an eigenen Texten zu arbeiten. Die Basis für das nunmehr im Theater Drachengasse zu erlebende Stück, dessen Ende keinesfalls verraten werden soll, legte sie mit ihrem Text „ein künstlerischer Therapieabend“, mit dem sie vor zwei Jahren einen der Exil-Literaturpreise (Platz 2) gewonnen hat. Und mit dem sie nun – ausgebaut und weitergeführt – wieder im Theater landet(e) – aber eben sehr selbstbestimmt – und damit nun wirklich „Glückskind“.

kijuku.at, 04.10.23


Spielplan Januar 2022