Heaven – Himmel
- Im Dunklen und im Hellen
- Bar&Co
-
29. und 30. November 2019 um 20 Uhr
Vormittagsvorstellungen auf Anfrage: 27., 28. und 29. November 2019
Ein berührendes Stück über laute und leise Heldinnen.
Die junge, schüchterne Hannah, die sich im Schulalltag aus Unsicherheit zurückhält, wird von ihren Klassenkolleg*innen und den meisten Lehrern unterschätzt.
Einzig ihre Deutschlehrerin erkennt Hannahs Sprachbegabung und beginnt, die außergewöhnliche Schülerin zu fördern.
Hannah entdeckt das Schreiben.
Und schreibt und liest und liest und schreibt.
Und spricht darüber. Laut, leidenschaftlich und deutlich.
Hannahs Identifikation mit der jungen und taubblinden Helen Keller, die sich trotz – oder wegen – ihres bewegenden Schicksals zur bedeutenden Schriftstellerin entwickelt hat, spornt ihre eigene Durchsetzung und ihre Tapferkeit besonders an.
Buch, Regie: Michaela Obertscheider
Es spielt: Katharina Gerlich
Hannah, die nicht reden kann/will
Kein leichtes Unterfangen. Aber vollkommen geglückt. Rund 1 ¼ Stunden spielt Katharina Gerlich in „Heaven“ die total schüchterne Jugendliche namens Hannah. Die redet am liebsten nie irgendwo. Darüber aber spricht die Schauspielerin die ganze Zeit – es ist ein Solostück, geschrieben von Michaela Obertscheider.
Dabei schildert die Darstellerin, die diese Hannah sehr glaubhaft verkörpert, plastisch Alltags-Situationen, ob in der Schule, im Eisgeschäft, im Freibad oder wo auch immer. Da hätte sie was sagen wollen, ja eigentlich müssen, um nicht genau das zu kriegen, was sie nicht mag oder dort wo’s umgekehrt ist und sie nicht kriegt, was sie gern hätte, nur weil sie’s nicht artikuliert. Oder sich auch einmal gegen untergriffige Angriffe wehren können würde… Aber nein. Die Worte wollen einfach nicht auf dem Weg vom Hirn zum Mund diesen verlassen.
Dafür schreibt sie liebend gern. Gedichte. Und vor allem Briefe mit ihrer besten Freundin Hedda, die in London lebt. Briefe und nicht WhatsApp, Facebook oder was auch immer. ;) Mit Hedda kann sie auch gut schweigen – sie telefonieren manchmal, um gemeinsam nicht zu reden.
Hannah kann wunderbar formulieren. Im Schreiben lebt sie auf. Auch in ihrer Fantasie, in ihrem Kopf. So erleben wir eine Sequenz, in der sie einen märchenhaften Traum schildert.
Hannah und Hedda sowie auch der Stücktitel Heaven haben den Anfangsbuchstaben gemeinsam. Das H stand am Beginn der Inspiration für Geschichten, so die Stück-Autorin im Publikumsgespräch am Vormittag. Und so stößt Hannah bei ihrer Recherche auf Heldinnen wie nicht zuletzt Helen Keller, jener mehrsprachigen Autorin, die im zarten Alter von ungefähr eineinhalb Jahren plötzlich blind und gehörlos wurde.
Und so ist das 75-minütige Solo-Sprechstück paradoxerweise eine Art Plädoyer für Innehalten und einmal nichts reden, es vielleicht eben in schriftlicher Form zu sagen.
kurier.at/kiku, 18.10.2019