Bulletproof

  • Grischka Voss
  • Theater Drachengasse
  • 13. Jänner – 8. Februar 2020
    Di-Sa um 20 Uhr
    Alle Termine sind ausreserviert. Unser Tipp: Die Warteliste probieren für die Tickets, die an der Abendkasse nicht abgeholt werden! Rufen Sie uns an: 01 513 14 44





















Ich liebe meine Lust.

Bulletproof ist die Geschichte von Amanda, einem weiblichen Freigeist.
Sie ist präpotent, konsumiert Sex wie andere Kaffee oder Alkohol und liebt es, mit offener Lederjacke und nacktem Oberkörper vor ihren Lovern auf und ab zu stolzieren. Angst vor dem Alter kennt sie nicht, es gibt immer noch Ältere.
Amanda nennt die Dinge beim Namen und spricht hemmungslos, frech und witzig über ihre Lust, weibliche Körperflüssigkeiten oder Selbstbefriedigung und räumt auf mit weiblichen Klischeebildern.
Bulletproof ist aber auch die Geschichte einer Frau, auf der schmerzlichen Suche nach der Liebe zu sich selbst.
Eine offensive Ein-Frau-Performance von und mit Grischka Voss.

Regie: Kristina Bangert, Grischka Voss
Bühne, Kostüme: Ágnes Hamvas
Musik: Lonesome Andi Haller
Choreografie: Peter Beil
Regieassistenz: Olivia Poppe
Es spielt: Grischka Voss


Hörbeispiel
Beitrag auf OKTO-TV vom 04.02.2020 (ab Minute 08:54)
 

Exhibitonistische Lust-Show: Ab durch die Vagina

Grischka Voss erkundet die weibliche Sexualität im Theater Drachengasse."Bulletproof", so der Titel des Soloabends von Grischka Voss, dessen Text die Schauspielerin, Tänzerin und Autorin aus eigenen Erfahrungen und mithilfe von kulturgeschichtlichem Recherchematerial zusammengestellt hat. "Bulletproof", also "kugelsicher", das sind vor allem sie: die Klischees rund um weibliche Sexualität, weibliches Begehren und das weibliche Geschlecht. Gemeint sind hier vor allem Vulva, also Schamlippen und Klitoris, Vagina, aber auch Anus und was es sonst noch zu entdecken gilt in dem weithin unbekannten Land der verdrängten Sehnsüchte.

Voss kreierte für ihre neueste Theaterarbeit ein Alter Ego namens "Amanda". Die körperlich fragile und an Verbalausdrücken umso stärkere, in schwarzes Leder gekleidete Bühnenfigur mag autobiografisch angelegt sein: Die persönlichen Erfahrungen liefern nur den Ausgangspunkt für eine bis in die Urzeit der Menschheit zurückreichende, humorvolle Untersuchung der Stereotype und Vorurteile, mit denen "man" sich im Sexualleben herumschlagen muss.

Voss bleibt dabei konsequent an der Oberfläche, wirft mit Schlagworten und Gemeinplätzen nur so um sich und hantelt sich lustvoll die ganze "Tonleiter der Vagina entlang". Das Thema Missbrauch verpackt sie in einen zentralen Song des Abends, der eine der wenigen szenischen Zäsuren darstellt, zu denen auch zwei choreografische Einlagen gehören, die die Atemlosigkeit der knapp zweistündigen exhibitionistischen Lust-Show für wenige, dafür umso verletzlichere Minuten unterbrechen.

Wiener Zeitung, 14.1.2020


„Bulletproof“ im Theater Drachengasse: Amandas Reise durch das „Vulvaland“

Amanda ist 50 Jahre alt, kinderlos und ein Freigeist, vor allem, wenn es um ihre Sexualität geht. Von diversen One-Night-Stands bis zum Gspusi mit dem Hospitanten und der Beziehung zu ihrer Gynäkologin reicht Amandas facettenreicher Erfahrungsschatz, den sie gleichsam mit Forschergeist ausbaut. Denn: Es herrscht Aufklärungsbedarf! Mit Desinformiertheit über das weibliche Geschlechtsorgan soll endlich aufgeräumt werden, ebenso mit falscher Scham und zweifelhaften Klischees.

Grischka Voss hat für ihre One-Woman-Show „Bulletproof“, die im Theater Drachengasse ihre Uraufführung erlebt hat, mit Co-Regisseurin Kristina Bangert ein Füllhorn an klugen, witzigen, aber auch nachdenklich stimmenden Szenen kreiert. „Bulletproof“, also kugelsicher, sollte die sprichwörtliche Weste sein, die Frauen tragen müssen, um in Beruf und Alltag zu bestehen, so Voss zu ihrem Stück.

Vor Betreten der Spielstätte müssen die Zuseher in rosafarbene Schuhüberzieher hineinschlüpfen. Das hat seinen Grund: Die Bühne erstreckt sich quer durch den Raum, den Ágnes Hamvas als Vulvalandschaft ausgestaltet hat. Viele Themen werden angeschnitten, Amanda, von Grischka Voss in schwarzer Ledermontur samt ebensolcher Haube (Kostüm: Ágnes Hamvas) verkörpert, spannt einen stringenten Bogen von der Tonleiter der Vagina (es gibt nicht nur den G-Punkt!) bis hin zu fragwürdigen Beauty-OPs. In einem kulturhistorischen Abriss rollt Voss’ Kunstfigur den Umgang mit der weiblichen Sexualität von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert auf.

Aber Amanda zeigt auch ihre andere, verletzliche Seite: In zwei Szenen, die einen Bruch zur sonstigen Performance darstellen, agiert Voss (Choreografie: Peter Beil) pantomimisch, tänzerisch und stellt Amandas innere Zerstörtheit berührend dar (Musik: Lonesome Andi Haller). Am Rande werden auch noch Themen wie die schwierige Vereinbarkeit von beruflicher Selbstständigkeit mit Alleinerzieherinnendsein verhandelt (dies betrifft Amandas Freundin, mit der sie auch Telefonsex anbietet). Aber Amanda ist sich ihrer Stärken bewusst: Auf zur Selbstentdeckungstour!

Fazit: Ein kraftvoller, rundum gelungener Abend, der in knapp zwei Stunden ohne Pause zu einer vergnüglichen Reise durch das „Vulvaland“ einlädt!

Kultur-Schatulle, Magazin // Kultur-Schätze aus Wien und München, 21.1.2020


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