Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt

  • Leon Engler
  • Theater Drachengasse
  • 9. Mai – 8. Juni 2016
    Di-Sa um 20 Uhr





















In dieser Welt musst du dein eigener Unterdrücker sein, sonst platzt dir der Kopf. Wir sind alle so ekelerregend frei und tabulos.

Gabriel hat drei Tage und siebzehn Stunden nicht mehr geschlafen, denn Müdigkeit ist doch nur eine Erfindung der Schlafindustrie. Statt Schlaf breiten sich nun Visionen in ihm aus. Wie die von einem schlaffreien Gefängnis. Dort, so träumt Gabriel,  findet man die Erlösung. Niemand ist mehr selbst schuld, die Schuld wird von anderen verwaltet.

Mit  Ahmad aus dem Sultanat Brunei trifft er den richtigen Mann für seine Vision. In dessen kleiner dunkler Wohnung will er das Gefängnis bauen. Und ihn dazu bringen, die Hosen runterzulassen.  Auch wenn die Scharia, die als Gesetz herrschen soll, ihn mancherorts dafür steinigen lassen würde.

Als erster Gefängnisgast kommt Jusuf aus der Türkei, der gerade nicht schlafen kann. Sofort ereilt ihn die magische Verdammnis: er kann nun gar nicht mehr schlafen, weil er weiß, er muss nicht. Kein Problem, erklärt ihm Gabriel. Schließlich verdoppelt das seine Lebenszeit. Und was er damit  anfängt, muss ihn nicht mehr kümmern. Es ist ja nicht mehr seine Zeit. Endlich ist niemand mehr der Zumutung der Freiheit ausgesetzt.

Nach den großen Erfolgen mit X Jahre Kriegsfreiheit und Wasserstoffbrennen ist Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt die dritte Arbeit der Jurypreis-Gewinner 2013 in der Drachengasse.

HÖRPROBE
 

Regie: Michael Schlecht
Bühne, Kostüm: Johannes Weckl
Regieassistenz: Moritz Maliers
Bühnenbildassistenz: Henrike Heiland

Es spielen: Roman Blumenschein, Wenzel Brücher und Okan Cömert

Rechte beim Autor

Dauer: 1:15 ohne Pause

ACHTUNG TITELÄNDERUNG!
Die Produktion wurde im Spielplanheft als Logik des Winterschlafs angekündigt.

"Die Schattenseite meines Lebens...": Scharia, Schlaflosigkeit und schwuler Sex Michael Wurmitzer10. Mai 2016, 17:51 posten "Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt" im Theater Drachengasse Wien – Man stimmt der Schlusspointe zu, Dichter aus Indien mögen einiges für sich haben. Gegeben wird in der Drachengasse aktuell aber ein junger Wortverbinder aus Deutschland. In Berlin studiert Leon Engler Kulturwissenschaft. Das hört man dem mittlerweile vierten Stück des 26-Jährigen, Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt, an. Handlungskern der Uraufführung ist eine nächtliche Begegnung: Wie die Schlange im Paradiesgarten am Baum der Erkenntnis hockt Gabriel (eindringlich psychopathisch: Okan Cömert), in silberner Jacke und von überbordendem sexuellem Trieb, am Kaffeeautomaten und versucht, Ahmad (Roman Blumenschein) auf seine Seite zu ziehen. Beziehungsweise sich in das Bett des Moslems. Nicht um zu träumen, macht er klar. Ahmad aber will lieber allein heim. Schlaflosigkeit als Subversion Was sich daraus entspinnt, ist eine harte Konfrontation: hier der "Verdammte", für den Müdigkeit nichts weiter ist als eine Erfindung der Schlafindustrie. Überhaupt steckten sämtliche Verhaltensweisen als gesellschaftliche Repressionen in uns, man müsse sich einfach gegen diese entscheiden, zu seinem eigenen Unterdrücker werden. Drei Tage ist er in einem subversiven Akt schon wach, taumelnd zwischen Wahnsinn und Visionen. Und dort der "Heilige", der für Allah jedem Begehr entsagt. Gar so verschieden, stellt sich nach und nach heraus, sind die beiden allerdings nicht. Ihr Gehorsam bezieht sich bloß auf verschiedene Herren. Das ist der Witz des Stücks, das sich als Ablehnung alles Dogmatischen und zugleich als Warnung vor absoluter Freiheit erweist. Leicht bekleidete Kraxeleien Schaffen es Termini wie der "postmoderne Agnostiker" von der zugrundeliegenden Konzeption hinüber in den Dialogtext, wirkt das mitunter arg gewollt klug. Ganz gelassen hingegen erheitert Regisseur Michael Schlecht sein Publikum mit leicht bekleideten Kraxeleien in der zum Sexsultanat umfunktionierten Wohnung Ahmads (Ausstattung: Johannes Weckl). Spät, aber effektvoll tritt hier zudem Jusuf (Wenzel Brücher) als devotes Anhängsel des Duos in das Netz von Liebe, Sex, Glaube und Gesetz ein. Wären sie, zu ihrem Besten, doch lieber ins Bett gegangen. (Michael Wurmitzer, 10.5.2016) - derstandard.at/2000036660008/Die-Schattenseite-meines-Lebens-Scharia-Schlaflosigkeit-und-schwuler-Sex"Die Schattenseite meines Lebens...": Scharia, Schlaflosigkeit und schwuler Sex Michael Wurmitzer10. Mai 2016, 17:51 posten "Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt" im Theater Drachengasse Wien – Man stimmt der Schlusspointe zu, Dichter aus Indien mögen einiges für sich haben. Gegeben wird in der Drachengasse aktuell aber ein junger Wortverbinder aus Deutschland. In Berlin studiert Leon Engler Kulturwissenschaft. Das hört man dem mittlerweile vierten Stück des 26-Jährigen, Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt, an. Handlungskern der Uraufführung ist eine nächtliche Begegnung: Wie die Schlange im Paradiesgarten am Baum der Erkenntnis hockt Gabriel (eindringlich psychopathisch: Okan Cömert), in silberner Jacke und von überbordendem sexuellem Trieb, am Kaffeeautomaten und versucht, Ahmad (Roman Blumenschein) auf seine Seite zu ziehen. Beziehungsweise sich in das Bett des Moslems. Nicht um zu träumen, macht er klar. Ahmad aber will lieber allein heim. Schlaflosigkeit als Subversion Was sich daraus entspinnt, ist eine harte Konfrontation: hier der "Verdammte", für den Müdigkeit nichts weiter ist als eine Erfindung der Schlafindustrie. Überhaupt steckten sämtliche Verhaltensweisen als gesellschaftliche Repressionen in uns, man müsse sich einfach gegen diese entscheiden, zu seinem eigenen Unterdrücker werden. Drei Tage ist er in einem subversiven Akt schon wach, taumelnd zwischen Wahnsinn und Visionen. Und dort der "Heilige", der für Allah jedem Begehr entsagt. Gar so verschieden, stellt sich nach und nach heraus, sind die beiden allerdings nicht. Ihr Gehorsam bezieht sich bloß auf verschiedene Herren. Das ist der Witz des Stücks, das sich als Ablehnung alles Dogmatischen und zugleich als Warnung vor absoluter Freiheit erweist. Leicht bekleidete Kraxeleien Schaffen es Termini wie der "postmoderne Agnostiker" von der zugrundeliegenden Konzeption hinüber in den Dialogtext, wirkt das mitunter arg gewollt klug. Ganz gelassen hingegen erheitert Regisseur Michael Schlecht sein Publikum mit leicht bekleideten Kraxeleien in der zum Sexsultanat umfunktionierten Wohnung Ahmads (Ausstattung: Johannes Weckl). Spät, aber effektvoll tritt hier zudem Jusuf (Wenzel Brücher) als devotes Anhängsel des Duos in das Netz von Liebe, Sex, Glaube und Gesetz ein. Wären sie, zu ihrem Besten, doch lieber ins Bett gegangen. (Michael Wurmitzer, 10.5.2016) - derstandard.at/2000036660008/Die-Schattenseite-meines-Lebens-Scharia-Schlaflosigkeit-und-schwuler-Sex"Die Schattenseite meines Lebens...": Scharia, Schlaflosigkeit und schwuler Sex Michael Wurmitzer10. Mai 2016, 17:51 posten "Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt" im Theater Drachengasse Wien – Man stimmt der Schlusspointe zu, Dichter aus Indien mögen einiges für sich haben. Gegeben wird in der Drachengasse aktuell aber ein junger Wortverbinder aus Deutschland. In Berlin studiert Leon Engler Kulturwissenschaft. Das hört man dem mittlerweile vierten Stück des 26-Jährigen, Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt, an. Handlungskern der Uraufführung ist eine nächtliche Begegnung: Wie die Schlange im Paradiesgarten am Baum der Erkenntnis hockt Gabriel (eindringlich psychopathisch: Okan Cömert), in silberner Jacke und von überbordendem sexuellem Trieb, am Kaffeeautomaten und versucht, Ahmad (Roman Blumenschein) auf seine Seite zu ziehen. Beziehungsweise sich in das Bett des Moslems. Nicht um zu träumen, macht er klar. Ahmad aber will lieber allein heim. Schlaflosigkeit als Subversion Was sich daraus entspinnt, ist eine harte Konfrontation: hier der "Verdammte", für den Müdigkeit nichts weiter ist als eine Erfindung der Schlafindustrie. Überhaupt steckten sämtliche Verhaltensweisen als gesellschaftliche Repressionen in uns, man müsse sich einfach gegen diese entscheiden, zu seinem eigenen Unterdrücker werden. Drei Tage ist er in einem subversiven Akt schon wach, taumelnd zwischen Wahnsinn und Visionen. Und dort der "Heilige", der für Allah jedem Begehr entsagt. Gar so verschieden, stellt sich nach und nach heraus, sind die beiden allerdings nicht. Ihr Gehorsam bezieht sich bloß auf verschiedene Herren. Das ist der Witz des Stücks, das sich als Ablehnung alles Dogmatischen und zugleich als Warnung vor absoluter Freiheit erweist. Leicht bekleidete Kraxeleien Schaffen es Termini wie der "postmoderne Agnostiker" von der zugrundeliegenden Konzeption hinüber in den Dialogtext, wirkt das mitunter arg gewollt klug. Ganz gelassen hingegen erheitert Regisseur Michael Schlecht sein Publikum mit leicht bekleideten Kraxeleien in der zum Sexsultanat umfunktionierten Wohnung Ahmads (Ausstattung: Johannes Weckl). Spät, aber effektvoll tritt hier zudem Jusuf (Wenzel Brücher) als devotes Anhängsel des Duos in das Netz von Liebe, Sex, Glaube und Gesetz ein. Wären sie, zu ihrem Besten, doch lieber ins Bett gegangen. (Michael Wurmitzer, 10.5.2016) - derstandard.at/2000036660008/Die-Schattenseite-meines-Lebens-Scharia-Schlaflosigkeit-und-schwuler-Sex

Allah am Handy

Absurdes Theater stellt die Glaubensfrage in der Drachengasse.

Gabriel (Okan Cömert) hat seit drei Tagen und 17 Stunden nicht mehr geschlafen. Dementsprechend abgespannt hockt er auf dem Kaffeautomat, als ihm Ahmad (Roman Blumenschein) begegnet. Doch Schlaf ist für ihn eine Erfindung der Schlafindustrie. Er erklärt Ahmad seine Liebe und lädt sich in dessen Bett ein, natürlich nicht, um zu schlafen.

In "Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt" von Leon Engler diskutieren der "postmoderne Agnostiker" Gabriel und der gläubige Muslim Ahmad über Glauben und Liebe. Gabriel kennt sich als Internist aus mit dem Innenleben des Menschen und hat zwischen den Organen keine Bestimmung und keine ewige Wahrheit gesehen. Yusuf (Wenzel Brücher), den er von der Tankstelle dazuholt, weil dieser auch nicht schlafen kann, ist schnell überzeugt. Auf der Bühne (Johannes Weckl) findet sich nicht mehr als ein dampfspuckender Kaffeeautomat und ein Perserteppich. Auf diesem entwickelt sich eine spannend choreografierte Dreiecksgeschichte. Dabei wird in wilden Dialogen nicht nur der Glaube auf die Probe gestellt, es werden Herzen gebrochen und schlussendlich wird Allah höchstpersönlich mit dem Handy angerufen.

Die drei Schauspieler bewegen sich gekonnt an der Grenze von Tragik und absurder Komik. Auch wenn der übermüdete Hedonist Gabriel im Wahn viel Unsinn redet, ist es dem Charisma seines Darstellers geschuldet, dass man ihm trotzdem folgt. Ganz am Ende wird er doch noch müde, wenn als Einziges zu sagen bleibt: "Ich liebe Dichter aus Indien."

wienerzeitung.at 12.5.2016


"Die Schattenseite meines Lebens...": Scharia, Schlaflosigkeit und schwuler Sex

"Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt" im Theater Drachengasse

Wien – Man stimmt der Schlusspointe zu, Dichter aus Indien mögen einiges für sich haben. Gegeben wird in der Drachengasse aktuell aber ein junger Wortverbinder aus Deutschland. In Berlin studiert Leon Engler Kulturwissenschaft. Das hört man dem mittlerweile vierten Stück des 26-Jährigen, Die Schattenseite meines Lebens als Lichtgestalt, an.

Handlungskern der Uraufführung ist eine nächtliche Begegnung: Wie die Schlange im Paradiesgarten am Baum der Erkenntnis hockt Gabriel (eindringlich psychopathisch: Okan Cömert), in silberner Jacke und von überbordendem sexuellem Trieb, am Kaffeeautomaten und versucht, Ahmad (Roman Blumenschein) auf seine Seite zu ziehen. Beziehungsweise sich in das Bett des Moslems. Nicht um zu träumen, macht er klar. Ahmad aber will lieber allein heim.

Schlaflosigkeit als Subversion

Was sich daraus entspinnt, ist eine harte Konfrontation: hier der "Verdammte", für den Müdigkeit nichts weiter ist als eine Erfindung der Schlafindustrie. Überhaupt steckten sämtliche Verhaltensweisen als gesellschaftliche Repressionen in uns, man müsse sich einfach gegen diese entscheiden, zu seinem eigenen Unterdrücker werden. Drei Tage ist er in einem subversiven Akt schon wach, taumelnd zwischen Wahnsinn und Visionen.

Und dort der "Heilige", der für Allah jedem Begehr entsagt. Gar so verschieden, stellt sich nach und nach heraus, sind die beiden allerdings nicht. Ihr Gehorsam bezieht sich bloß auf verschiedene Herren. Das ist der Witz des Stücks, das sich als Ablehnung alles Dogmatischen und zugleich als Warnung vor absoluter Freiheit erweist.

Leicht bekleidete Kraxeleien

Schaffen es Termini wie der "postmoderne Agnostiker" von der zugrundeliegenden Konzeption hinüber in den Dialogtext, wirkt das mitunter arg gewollt klug. Ganz gelassen hingegen erheitert Regisseur Michael Schlecht sein Publikum mit leicht bekleideten Kraxeleien in der zum Sexsultanat umfunktionierten Wohnung Ahmads (Ausstattung: Johannes Weckl). Spät, aber effektvoll tritt hier zudem Jusuf (Wenzel Brücher) als devotes Anhängsel des Duos in das Netz von Liebe, Sex, Glaube und Gesetz ein. Wären sie, zu ihrem Besten, doch lieber ins Bett gegangen.

Der Standard, 10.5.2016


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