nach Lulu

  • Bar&Co
  • 5. – 16. Dezember 2017, Di-Sa um 20 Uhr





























 












Jetzt tanzt sie mit ihrem Herzen.

Die alt gewordene Lulu schaut zurück auf ihr Leben, es erscheint wie ein Traum. Ist Lulu die Pandora, femme fatale, ein Mythos, ist sie es je gewesen? Und jetzt, in ihrer Einsamkeit?
Einer ist immer noch bei ihr, den kann sie fragen, wie sich selbst. Und sich selbst etwas vorspielen, so wie ihm.
Immer noch voll von Neugier kreist die alte Schachtel um die Schachtel der Pandora. So werden ihr offen gebliebene Rätsel geklärt.
Hundert Jahre nach Wedekind: Hat das Frauenbild sich wirklich verändert?

Projektentwicklung, Regie: Michaela Hurdes-Galli, Pippa Galli
Bühne: Johann Schweinberger
Musik: Hans Wagner
Im Video: Anna Maria Eder, Pippa Galli, Manfred Baschiera, Thomas Kamper, Hans Wagner, Hendrik Winkler
Es spielen: Michaela Hurdes-Galli, Lorenzo Tonello

Trailer

Das Projekt wird gefördert durch die Kulturabteilung des Magistrats der Stadt Wien.

muni.at/nach_lulu/start.html

Theater Drachengasse: nach Lulu
Die Verführerin ist in die Jahre gekommen

Ein Gedankenexperiment wagen Michaela Hurdes-Galli und Tochter Pippa Galli derzeit im Theater Drachengasse. Als Drachengasse-Koproduktion mit ihrer Truppe „Theaterblau“ zeigen sie die Versuchsanordnung „nach Lulu“. Eine Uraufführung nach Frank Wedekind. Dessen wilhelminisches Enfant terrible ist in die Jahre gekommen. Eine alternde Verführerin ist es, die Michaela Hurdes-Galli spielt, doch scheint sie sich im Laufe des Abends zu verjüngen.

Bis erneut ein Kind auf der Bühne steht. Ihr zur Seite Lorenzo Tonello, der letztverbliebene Mann und doch auch alle Männer in Lulus Leben. Goll, Schwarz, Schigolch und natürlich Dr. Schön. Als solcher, „Erdgeist“-Kenner wissen es, gleichsam auch ein Alter Ego des Autors. Klug gehen die beiden Projektentwicklerinnen nicht nur der Frage nach dem Mythos der Wedekind’schen Figur nach, sondern auch der, wieweit sich das Frauenbild seit 1898 verändert hat. Dazu gibt es spielshowartige Sequenzen, in denen Themen erörtert werden, wie „Wie unsicher muss man sein, um es nötig zu haben, sich überlegen zu fühlen?“ In diesen Momenten ist die Aufführung Satire.

Der Text ist eine Collage, umfasst neben eigenen Passagen unter anderem auch Marguerite Duras, Daphne du Maurier, Jean Cocteau, Marcel Proust, Else Lasker-Schüler, Paul Celan – und Christiane F. Diese Off-Texte kommen via Video von Anna Maria Eder, Pippa Galli, Manfred Baschiera, Thomas Kamper, Hans Wagner und Hendrik Winkler.

Da steht es nun also, das süße Wunderkind, mit Stock und schlechtem Bein, und abgeflogen sind die Männer, und philosophiert übers sich wild Ausleben und die ideale Verbindung. Michaela Hurdes-Galli bestimmt das Bühnengeschehen, wie wohl nur sie es kann. Im Spiel träumt sie mehr als sie wacht, versucht Antworten zu erträumen auf Fragen, die unbeantwortet geblieben sind aus ihrem Leben.

Sie kontert den Stimmen, sie rebelliert und stimmt manchmal zu, anerkennend, dass was war, Gültigkeit hat, unveränderbar ist. Zukunft sieht sie keine mehr. Was ihr bleibt, ist der geistige Raum, das Erkennen, soviel als möglich noch, wenn geht … „Diese Abstumpfung“, zitiert sie Schön immer wieder, „braucht keine endgültige zu sein“. Oder sie sagt: „Sexualität bedroht prinzipiell jede gesellschaftliche Ordnung“.

Wer war und wer wahr ist, wer hier wen imaginiert, das müssen die Zuschauer selbst entscheiden. Denn sowohl behauptet Sie, dass er nicht da sei, als auch Er, dass sie ein Gedanke sei, den er „loswerden“ wolle. Loslassen müsse.

„nach Lulu“ ist ein rätselhafter Abend, der sich nie ganz die Maske vom Gesicht nimmt, und darum umso faszinierender. Eine spannende, moderne Auseinandersetzung mit einer der bekanntesten literarischen Frauengestalten – und gewollt auch wie eine Büchse der Pandora auf der Bühne.

MICHAELA MOTTINGER
www.mottingers-meinung.at


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