Arbeit, lebensnah

  • Käthe Leichter und Marie Jahoda
  • portraittheater, AK OÖ – Kultur und Theater Drachengasse
  • Bar&Co
  • 17. März 2018 um 20 Uhr
    Abonnement, kein freier Verkauf





















WIEDERAUFNAHME WEGES DES GROSSEN ERFOLGES!
Bar&Co, 22. – 31. Oktober 2018, Di-Sa um 20 Uhr




Arbeitslosigkeit führt zur Resignation, nicht zur Revolution. Marie Jahoda

Die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Leistung muss nach wie vor als oberstes gewerkschaftliches Prinzip gelten. Käthe Leichter

Wie arbeiten und leben Industriearbeiterinnen? Wie wirkt sich Arbeitslosigkeit auf den einzelnen Menschen aus? Käthe Leichter (1895–1942) und Marie Jahoda (1907–2001) waren Pionierinnen der sozialwissenschaftlichen Forschung in Österreich. Bekannt wurde Käthe Leichter als erste Leiterin des Frauenreferats der Arbeiterkammer Wien mit Untersuchungen über Arbeitsbedingungen für Frauen. Marie Jahoda hat vor allem als Autorin der Studie Die Arbeitslosen von Marienthal weltweit Bekanntheit erreicht und sich auch im Exil mit lebensnahen Fragen rund um Arbeit beschäftigt. In der Zeit des Austrofaschismus arbeiteten sie im Untergrund für die sozialdemokratische Partei. Marie Jahoda wurde 1938 die Ausreise ins Ausland gestattet, Käthe Leichter gelang dies nicht mehr.

Ihre Lebenserinnerungen und wichtige Erkenntnisse ihrer Arbeiten werden in diesem Theaterstück ineinander verwoben erzählt. Ihre Themen und Forderungen zu Arbeitsbedingungen, gesellschaftlichen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit und Entwicklung der neuen Arbeit sind heute so relevant wie damals.

Regie: Sandra Schüddekopf
Texte: Sandra Schüddekopf, Anita Zieher sowie Originaltexte von Käthe Leichter und Marie Jahoda
Bühnenkonzept: Eva Maria Schwenkel
Regieassistenz: Olivia Rosenberger
Es spielen: Katrin Grumeth, Anita Zieher


Trailer zum Stück
https://www.youtube.com/watch?v=brlQ75_MQBY


Partner und Förderstellen: Arbeiterkammer Wien, BMB, BMWFW, MA 7 – Wissenschafts- und Forschungsförderung

"Arbeit, lebensnah": Zwei Heldinnen der Sozialforschung
Portraittheater zu Marie Jahoda und Käthe Leichter

Wien – Sie waren nicht nur zwei der größten Sozialwissenschafterinnen Österreichs, sie lebten auch zwei heldenhafte Leben, die etliche Ähnlichkeiten und Berührungspunkte aufwiesen: Sowohl die 1895 geborene Käthe Leichter wie auch die zwölf Jahre jüngere Marie Jahoda entstammten einer bürgerlichen jüdischen Familie, beide studierten Sozialwissenschaften in Wien (Leichter auch bei Max Weber in Heidelberg), und beide wurden zu Pionierinnen vor allem der Erforschung der Arbeit und der Arbeitslosigkeit.

Es war aber auch das politische Engagement, das Leichter und Jahoda verband und ihren Biografien dramatische Wendungen gab: Beide Frauen waren in den 1930ern für die illegalen Revolutionären Sozialisten aktiv und wurden deshalb verfolgt. Die damals 30-jährige Sozialpsychologin Jahoda wurde 1936 verhaftet, verbrachte Monate im Gefängnis, ehe man sie vor die Wahl stellte, entweder das Land in Richtung England zu verlassen und die österreichische Staatsbürgerschaft aufzugeben – oder im Gefängnis zu bleiben.

Beste Entscheidung
Trotz einer kleinen Tochter, die sie erst sieben Jahre später wiedersehen sollte, entschied sich Jahoda für England. "Die beste Entscheidung meines Lebens", sagte sie später einmal – wäre sie geblieben, hätte das unter den Nazis den sicheren Tod bedeutet. Käthe Leichter blieb nach dem "Anschluss" noch kurz in Österreich, um sich um ihre Mutter zu kümmern, wurde verraten, kam ins KZ Ravensbrück und wurde im März 1942 ermordet.

Das Portraittheater hat für seine aktuelle Produktion Arbeit, lebensnah diese beiden Lebensgeschichten dramatisiert – mit einfachen Mitteln, aber didaktisch wirkungsvoll. Auf der Bühne befinden sich neben den beiden von Anita Zieher (als Käthe Leichter) und Katrin Grumeth stimmig verkörperten Protagonistinnen nur hockergroße bunte Bauklötze, die von den Heldinnen der Arbeitsforschung immer wieder neu arrangiert werden (u. a. zum Karl-Marx-Hof), während sie über ihr Leben und ihr Werk erzählen.

Arbeitslose von Marienthal
Die biografischen Bausteine erscheinen zwar ein wenig bunt zusammengewürfelt und ohne viel wechselseitigen Bezug. Regisseurin Sandra Schüddekopf gelingt es in dem gut 90-minütigen Stück aber immer wieder geschickt, die beiden Heldinnen in geglückte Dialoge treten zu lassen – etwa in einem inszenierten Radiointerview, für das Marie Jahoda von Käthe Leichter über die heute klassische Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" befragt wird.

Auch wenn Arbeit, lebensnah von einer längst vergangenen Zeit erzählt und sich eng an den heldenhaften Biografien und dem damaligen Um- und Zuständen orientiert, so blitzen zwischendurch immer wieder Einsichten über Politik, Gesellschaft und das Leben auf, die in Zeiten wie diesen Trost und Rat geben.

Der Standard


Sozialwissenschaftliche Zeitreise

Anita Zieher und Katrin Grumeth brillieren im Akzent-Theater als Käthe Leichter und Marie Jahoda

Beide sind Lichtgestalten der Arbeiter- und Frauenbewegung – Käthe Leichter und Marie Jahoda. In einer Koproduktion von Portraittheater mit der AK-Kulturabteilung und dem Theater Drachengasse zeichnete im Rahmen der Premiere des Stückes „Arbeit, lebensnah – Käthe Leichter und Marie Jahoda“ Regisseurin Sandra Schüddekopf auf der Bühne des Theaters Akzent in der Wiener Theresianumgasse ein beeindruckendes Bild der beiden Persönlichkeiten.
Die Collage gleicht einer sozialwissenschaftlichen Zeitreise in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Europa ist in unruhiger Bewegung. Der Erste Weltkrieg tobt, Reiche zerfallen, die Habsburger-Monarchie erreicht ihr Zerfallsdatum – das einstige Weltreich zersplittert in Nationalstaaten. Der Frieden ist brüchig, die Not und das Elend der arbeitenden Menschen groß, nicht zuletzt weil das soziale Gefüge zerrüttet ist.

Die jeweilige Klassenzugehörigkeit prägt das Bild der Gesellschaft. Das im Gestern verharrende Bürgertum versus die selbstbewusste, erstarkende Arbeiterbewegung. Ein Ringen, das zu Beginn der 20er Jahre durchaus von Erfolgen der Gewerkschaften und der mit ihnen Verbündeten Sozialdemokratie wesentlich gestaltet wird. Sozialgesetzgebung zugunsten der arbeitenden Menschen, die Erfolge des Roten Wien im Wohnbau, im Bildungs- und Gesundheitsbereich – und dennoch ist nicht alles Gold, was auf den ersten Blick zu glänzen scheint: Noch immer sind die Arbeitsbedingungen in den Fabriken in den meisten Fällen schlecht – vor allem für die Frauen. Sie sind einer drückenden Mehrfachbelastung ausgesetzt. Haushalt, Familie und Job sollen unter einen Hut gebracht werden. Das Rollenbild der Frau wird bei vielen Menschen noch immer von den drei K, „Küche, Kinder, Kirche“, geprägt.

Wegbereiterinnen für Frauenrechte
Zwei Frauen unter jenen Reformerinnen, die den gesellschaftlichen Wandel herbeiführen wollen, die sich gegen die Konvention der Zeit stellen, haben den Kampf um die Anliegen der arbeitenden Menschen, speziell der Frauen, besonders mit Leben erfüllt – die promovierte Staatswissenschafterin Käthe Leichter und die Sozialpsychologin Marie Jahoda.

So unterschiedlich die Biographien der beiden letztlich verlaufen, so gibt es dennoch immer wieder intensive Berührungspunkte. Beide Frauen stammen aus bürgerlich-jüdischen Familien, schwimmen bereits in jungen Jahren gegen den gesellschaftlichen von Zwangsnormen geprägten Strom und haben sich Zeit ihrer Leben der Besserstellung der Frauen in der Gesellschaft mit allen ihren Facetten gewidmet. Während sich Käthe Leichter (weil es zu ihrer Zeit noch nicht möglich war als Frau in Jus zu promovieren) letztlich dem Studium der Staatswissenschaft zuwendet, verschreibt sich Marie Jahoda der Sozialpsychologie. Beide haben sich der sozialdemokratischen Bewegung angeschlossen, sind Mitglieder u.a. der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller. Käthe Leichter avanciert zur Leiterin des von ihr durchgesetzten Frauenreferats der Arbeiterkammer, Marie Jahoda, die sich intensiv der lebensnahen Sozialforschung verschrieben hat, erlangt mit ihrer führenden Mitarbeit an der umfassenden sozialpsychischen Studie über die „Arbeitslosen von Marienthal“ weltweite Anerkennung. Es ist Käthe Leichter die die erste Rezension über diese Untersuchung verfasst.

Während Leichter ihre so engagierte Arbeit für die Besserstellung der Frauen nach der Machtübernahme der österreichischen Faschisten abrupt beenden muss, in den politischen Untergrund geht und letztlich 1942 im Nazi-Konzentrationslager grausam ermordet wird, reüssiert die aus Österreich emigrierte Jahoda in Kriegs- und Nachkriegsjahren in England und USA als eine der profiliertesten Sozialwissenschafterinnen.

Darstellerische Herausforderungen gemeistert
Die schwierige Herausforderung, das unterschiedliche und dennoch oftmals tangierende Leben der beiden Frauen in Form von großteils in jeweiligen Monologen gestalteten chronologischen Biographien den Theaterbesuchern zu vermitteln, ohne dabei auch nur ansatzweise Langweile aufkommen zu lassen, darf unter Federführung von Regisseurin Sandra Schüddekopf durchaus als gemeistert bewertet werden. Anita Zieher als Käthe Leichter und Katrin Grumeth als Marie Jahoda brillieren in ihren Rollen. Da die Bühnenausstattung extrem minimalistisch gestaltet ist, konzentriert sich die Aufmerksamkeit des offensichtlich großteils zeitgeschichtskundigen Publikums wie gewünscht auf das gesprochene Wort.

Das ist gut so. Auch deshalb, weil dadurch im Laufe des Abends die Erkenntnis bestärkt wird, dass Geschichte nicht statisch und ausschließlich vergangen ist, sondern sich oftmals aktuell darstellt und sich gerade in Zeiten wie diesen da und dort zu wiederholen droht. Wenn Käthe Leichter gleichen Lohn für Frauen für die gleiche Arbeit fordert, dann ist der Konnex mit dem derzeitigen Frauenvolksbegehren schnurstracks hergestellt.

Quintessenz eines höchst interessanten, nicht selten die Seele berührenden Theaterabends: Wer aus der Geschichte nichts lernt, verbaut sich eine gute Zukunft. Lang anhaltender Applaus des Publikums. Und nicht zuletzt noch ein Highlight des Abends: Franz, der 1930 zweitgeborene und seit der Flucht vor den Nazis in den USA lebende Sohn von Käthe Leichter, ist als Ehrengast anwesend und wird dementsprechend umjubelt.

kulturfuechsin.com


Zwei Frauenporträts und das Rote Wien

Der Theaterabend „Arbeit, lebensnah – Käthe Leichter und Marie Jahoda“ stellt eine Selbstvergewisserung der Sozialdemokratie dar. Koproduziert von portraittheater, der Arbeiterkammer und dem Theater Drachengasse konzentriert sich 90 Minuen lang alles auf den Text. Die beiden Schauspielerinnen Katrin Grumeth und Anita Zieher erzählen als Sozialpsychologin Marie Jahoda und AK-Frauenreferats-Gründerin Käthe Leichter von sozialwissenschaftlichen Forschungen in der Zwischenkriegszeit, von den Errungenschaften des Roten Wien und von der Frage nach einer gerechten Gesellschaft. Regisseurin Sandra Schüddekopf hat gemeinsam mit Zieher Originaltetexte der beiden miteinander bekannten Wissenschaftlerinnen in die Textfassung eingearbeitet. Entstanden ist eine fokussierte Inszenierung, die Aktuelles in einen zeitgeschichtlichen Horizont stellt.

Falter 8/18


Zwei Leben, die bis heute nachwirken

Es ist ein Abend, der zeitweise sprachlos und betroffen macht. Weil die Geschichten, die darin erzählt werden, oder vielmehr die Geschichte Österreichs – so fühlt es sich im Moment zumindest an – drauf und dran ist, eine Wiederholungsschleife einzulegen.

Zugegeben: Der Einleitungstext mag emotional ein wenig überspitzt formuliert sein. Aber tatsächlich gibt es unglaublich viele Parallelen aus der Arbeitswelt und dem politischen Umgang miteinander, welche die sozialwissenschaftlichen Pionierinnen Käthe Leichter (1895 – 1942) und Marie Jahoda (1907 – 2001) zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Österreich erlebt haben und heute.

Der Text des Stückes „Arbeit, lebensnah – Käthe Leichter und Marie Jahoda“ stammt von Anita Zieher, Erfinderin und Leiterin des Portraittheaters und Sandra Schüddekopf, die auch Regie führte. Er lässt die beiden Wissenschaftlerinnen abwechselnd von einzelnen Passagen ihres Lebens erzählen, wobei die Schauspielerinnen sogar kurzfristig in Männerrollen schlüpfen.

Anita Zieher verkörpert Käthe Leichter, jene promovierte Staatswissenschaftlerin, die, aus jüdischer Familie mit unbeschwertem, finanziellem Hintergrund, sich ganz der Idee der Sozialdemokratie verschrieb. Sie wurde die erste Leiterin des Referates für Frauenfragen an der Arbeiterkammer und gelangte, nachdem sie sich während der Nazi-Zeit im Untergrund für die Revolutionären Sozialisten engagierte, 1940 in das KZ Ravensbrück. 1942 wurde sie bei einer „Versuchsvergasung“ mit ca. 1500 Jüdinnen ermordet.

Marie Jahoda wird von Katrin Grumeth gespielt. Bekannt wurde die Sozialpsychologin, die das „Unsichtbare sichtbar machen wollte“, nicht nur durch ihre Mitwirkung an der Studie über die Arbeitslosen von Marienthal, der ersten dieser Art weltweit. Sie fand auch durch ihre Lehrtätigkeiten und Studien an Universitäten in Großbritannien und New York internationale, fachliche Anerkennung. Im November 1936 wurde sie wegen illegaler Tätigkeiten verhaftet und kam nach acht Monaten unter der Bedingung frei, Österreich zu verlassen. Von da ab lebte sie in Großbritannien und New York in der Emigration.

Es ist ein unglaublich riskantes Unternehmen, das Leben zweier Frauen auf die Bühne zu bringen, die in ihren Fächern erste, wissenschaftliche Standards setzten und keine bekannten Schauspielerinnen oder Sängerinnen waren. Denn wer erinnert sich heute noch an diese beiden streitbaren Österreicherinnen, die für eine gerechtere Gesellschaft eintraten?

Anita Ziehers Bühnenauftrag in dieser Inszenierung ist klar: Mit der Nachzeichnung der Lebenslinien von Leichter und Jahoda zeigt sie nicht nur ein Stück österreichischer Sozialgeschichte auf. Sie macht auch darauf aufmerksam, wie sehr die Errungenschaften aus den 20er Jahren, als das Rote Wien seine Hochblüte erlebte und das Parlament viele Arbeitnehmerschutzgesetze erstmalig ausformulierte oder verbesserte, im Moment im Begriff sind zu erodieren. Sie vermittelt aber auch, dass der Begriff der eigenen Blase, in der man sich befindet, der meist mit der Verwendung von sozialen Medien einher geht, von Marie Jahoda in Zusammenhang mit einer Kommunikationstheorie ausformuliert worden war.

Mit einem unaufwändigen, aber höchst flexiblen Bühnenbild (Eva Maria Schwenkel) aus unterschiedlich färbigen Kartonkisten schaffen es die beiden Schauspielerinnen, die Szenerien ständig zu verändern. Da werden rote Schachteln zum Sinnbild für den immensen Gemeindebau-Boom der 20er Jahre. Vor und hinter blauen Papp-Kisten spricht Käthe Leichter über die Machtübernahme der Nationalsozialisten. An anderer Stelle schleppt eine „Arbeiterin“, offensichtlich von Rückenschmerzen geplagt, in einer Fabrik Boxen von einer Bühnenseite zur anderen.

Käthe Leichter lag vor allem die Solidarität der Frauen untereinander sehr am Herzen und – weitblickend – die Verbreitung von Frauenthemen in den Medien. In einer wunderbar humorigen Szene zeigt Zieher auf, dass Leichter, einmal für eine Idee entbrannt, diese mit Beharrlichkeit so lange verfolgte, bis sie an ihrem erwünschten Ziel anlangte. Genervt, von der ständigen Bedrängung seiner Kollegin, gibt der Chefredakteur der Zeitschrift „Arbeit und Wirtschaft“ ihrer Bitte schließlich nach, den Frauen eine eigene Kolumne, später sogar eine eigene Frauenbeilage zuzugestehen.

Marie Jahoda befasste sich ebenfalls zeitlebens mit sozialer Ungerechtigkeit und deren Auswirkungen. In einer sehr berührenden Textstelle gibt Grumeth Jahodas Gedanken über die unterschiedliche Wahrnehmung von Misserfolg von Menschen wieder, die in unterschiedlichen Ländern wohnen. Ein Mann, der es im Leben zu nichts gebracht hat, kann in London immer noch der Labour-Party beitreten und seinen Misserfolg als Pech im Leben verbuchen. Einer in Amerika hingegen, der es nur bis zum Liftboy gebracht hat, sieht sich selbst als Versager, so ihre brillante Zusammenfassung unterschiedlicher, sozialer Gegebenheiten und deren Auswirkungen auf die Menschen.

Besonders emotional aufgeladen war der Premierenabend im Theater Akzent durch die Anwesenheit von Franz S. Leichter, einem Sohn von Käthe Leichter, der als Senator in New York politisch tätig war. Als 8-Jähriger erlebte er die Inhaftierung seiner Mutter, hatte aber das Glück, 2 Jahre später mit seinem Vater und seinem Bruder in die USA emigrieren zu können. In ihrer Abschlussszene, die im KZ Ravensbrück spielt, lässt Leichter das Publikum wissen, dass es gerade die letzten vier Jahre in Wien waren, an die sich der nun 88 Jahre alte Herr wohl noch erinnert. An die Spaziergänge in Mauer, wo er damals mit seiner Familie lebte, an das gemeinsame Musizieren seiner Mutter am Klavier mit seinem Vater an der Geige.

„Arbeit, lebensnah – Käthe Leichter und Marie Jahoda“ ist beinahe ein Lehrstück darüber, wie Frauen, die von ihrer Idee vollkommen überzeugt sind, es schaffen, die Gesellschaft ein Stück weit gerechter zu machen. Es ist aber auch eine Mahnung, wachsam zu sein und Strömungen entgegenzutreten, die sich in einem vergifteten, politischen Umfeld so auswachsen können, dass letztlich die Menschlichkeit auf der Strecke bleibt.

european-cultural-news.com

 


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